Dessauer Firma sucht Corona-Impfstoff: Der dritte Hoffnungsträger

Mit IDT Biologika aus Dessau arbeitet nun ein drittes deutsches Unternehmen an einem Corona-Impfstoff. Frühestens Mitte 2021 soll er verfügbar sein.

Eine Hand, die mit einem Schutzhandschuh bekleidet ist, hält eine Ampulle mit einem Versuchsimpfstoff gegen SARS-CoV-2

Der Versuchsimpfstoff der Firma IDT Biologika aus Dessau Foto: Hartmut Boesener/reuters

BERLIN taz | Das Rennen um einen Corona-Impfstoff lieferten sich in Deutschland bisher zwei Firmen: Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Bion­tech und sein US-Partner Pfizer testen ihren Impfstoff bereits in einer großen Studie. Auch das Unternehmen CureVac hat angefangen, einen möglichen Impfstoff klinisch zu testen. Sogar die Bundesregierung hat sich mit 300 Millionen Euro an den Tübingern beteiligt, auch der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline ist eingestiegen.

Zu den zwei Unternehmen gesellte sich am Mittwoch eine bislang nur Eingeweihten bekannte Firma: IDT Biologika aus Dessau. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) nannte die Firma aus Sachsen-Anhalt in einem Atemzug mit den beiden Unternehmen aus dem Westen: Alle böten „aussichtsreiche Ansätze“ bei der Impfstoffentwicklung und würden deshalb Mittel aus dem 750 Millionen Euro schweren Sonderprogramm für einen Impfstoff gegen Covid-19 erhalten.

Während die anderen Unternehmen auf ihre unternehmenseigene MRNA-Technologie setzen, entwickelt IDT Biologika einen viralen Impfstoff. In Hamburg sollen im September 1.000 Dosen eines Präparats getestet werden. Er freue sich, dass es in kurzer Zeit gelungen sei, „einen Impfstoffkandidaten zu entwickeln, der für die klinischen Testphasen bereitsteht“, sagte IDT-Biologika-Chef Jürgen Betzing.

In den vergangenen Monaten hat die Firma gemeinsam mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, der Universitäten in München und Marburg sowie mit dem Universitätskrankenhaus Hamburg geforscht.

Die Hoffnungen sind groß

IDT Biologika wurde vor knapp 100 Jahren gegründet. Zuerst widmete sich das Unternehmen der Diagnostik von Tuberkulose. Es folgten die Forschung zu Impfstoffen, für Menschen und auch für Tiere. Die IDT betreibt Standorte in Dessau und in Maryland in den USA. 2018 beschäftigte das Unternehmen weltweit etwa 1.600 Mitarbeiter. Die Firma gehört zur Klocke-Gruppe, die auf die Auftragsherstellung und Verpackung von Arzneimitteln, Impfstoffen und kosmetischen Produkten spezialisiert ist.

Jetzt sind die Hoffnungen in den Mittelständler groß. Wie wirkungsvoll der Impfstoff ist, muss sich erst noch zeigen. „Es werden in jedem Fall mehrere Impfstoffe gebraucht, denn eine Firma allein könnte gar nicht den Bedarf decken“, sagt Rolf Hömke vom Verband forschender Pharmaunternehmen. „Die IDT Biologika hat, wie viele andere Unternehmen auch, die Chance, einer der Lieferanten zu sein“.

In Phase I wird der Impfstoff am UKE Hamburg in einem ersten Schritt an gesunden Freiwilligen zwischen 18 und 45 Jahren getestet. Seit Mai wird die Vakzine in Dessau hergestellt. Und dennoch werde in diesem Jahr noch kein Impfstoffe zur Verfügung stehen.

Die Entwicklung sei „ein langwieriger, mühsamer Prozess“, erklärte der beteiligte Marburger Virologe Stephan Becker. Auch Ministerin Karliczek warnte vor großen Hoffnungen: Man dürfe „keine Wunder erwarten“. Sie gehe davon aus, „dass Impfstoffe für die breite Bevölkerung erst frühestens Mitte des nächsten Jahres zur Verfügung stehen“.

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