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Die Filmbranche hat ein Diversitätsproblem

Im Fernsehen und auch im Kino sind Frauen deutlich unterrepräsentiert, die Rollenbilder erstaunlich traditionell. Nun müssen AntragstellerInnen für Fördergelder in Hamburg und Schleswig-Holstein angeben, wie ihr Projekt mit Diversität umgeht. Damit soll ein Umdenken in der Branche angeregt werden

Immer noch zu selten: Florence Kasumba (l.) spielt die erste schwarze „Tatort“-Kommissarin Foto: Swen Pförtner /dpa

Von Moritz Klindworth

Die Film- und Medienbranche ist nicht sehr divers. Insbesondere für Frauen gibt es immer noch vor allem eindeutige Rollenzuweisungen, die ZuschauerInnen sehen auf den Leinwänden weiterhin traditionelle Rollenbilder. Die Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein (FFHSH) führt nun als erste Institution bundesweit eine Diversity Checklist ein, auf der die AntragsstellerInnen begründen müssen, wie sie das Kriterium der Diversität erfüllen.

Wie es um die Diversität bezüglich des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Migrationshintergrundes in der Film- und Fernsehbranche bestellt ist, haben Elizabeth Prommer und Christine Linke 2019 in ihrer Studie „Ausgeblendet“ erforscht. Für die erste repräsentative Studie ihrer Art in Deutschland haben sie 3.500 Stunden TV-Programm und 800 Kinofilme untersucht.

Die Studie stellt fest, dass die Frauen in der Filmbranche deutlich unterrepräsentiert sind. Meist werden Frauen bis Mitte 30 gezeigt, dann verschwinden sie von der Leinwand. Der Anteil der DarstellerInnen mit Migrationshintergrund beträgt zehn Prozent, obwohl der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft zum Zeitpunkt der Erhebung der Studie 20 Prozent betrug. Die Filmbranche, die sich selbst als qualitativ wertvoll erachte, sei in diesem Aspekt „erstaunlich konservativ“, sagt Prommer.

Erheblichen Einfluss auf den Grad der Diversität des Casts, auch das haben Prommer und Linke herausgefunden, hat das Geschlecht der DrehbuchautorInnen und RegisseurInnen. Eine Regisseurin fördert nämlich deutlich die diverse Besetzung der Stellen. Entscheidend ist aber nicht nur die Anzahl der Darstellerinnen, sondern auch die Pluralität der weiblichen Rollen. Weit verbreitet ist die Rolle der jungen, schlanken und „taffen“ Frau. Andere Rollenbilder sind in der Filmbranche selten vertreten.

Weit verbreitet ist die Rolle der jungen, schlanken und taffen Frau. Andere Rollenbilder sind in der Medienbranche selten vertreten

AntragsstellerInnen sind bei der Bewerbung um Fördergelder bei der FFHSH von nun an verpflichtet, einen Fragebogen zur Diversität auszufüllen. Dies gilt für die Plätze vor und hinter der Kamera. Neben Kriterien wie Wirtschaftlichkeit und Qualität ist die Diversität nun ein weiteres Merkmal, das über den Anspruch auf Fördergelder entscheidet.

Die AntragsstellerInnen müssen im Zweifelsfall hinreichend begründen können, weshalb sie Rollen nicht divers besetzen. Die Filmförderung hofft, so einen „Erkenntnis- und Frageprozess bei den Antragsstellern anzuregen“, sagt FFHSH-Geschäftsführer Helge Albers, die Filmförderung wolle damit den „Hinterfragungsprozess innerhalb der Branche“ unterstützen. Geben die AntragsstellerInnen Gründe an, die nach Meinung der FFHSH nicht hinreichend sind, werde sie denn auch an „dieser Stelle nachhaken“, sagt Albers. Direkte Sanktionen werde die Filmförderung aber nicht aussprechen, da Diversität nicht das einzige Kriterium ist, nach dem die Gelder verteilt werden.

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