piwik no script img

Das laute Schweigen

Screenshot: CNN

Der berühmteste Redner des antiken Roms war der Politiker und Philosoph Cicero. „Indem sie schweigen, rufen sie laut“, sagte er im Jahre 63 v. Chr. in einer Rede gegen den Senator und Putschisten Catilina. Justin Trudeau, der Präsident Kanadas, hielt sich diese Woche an den Rat Ciceros. Als Trudeau auf einer Pressekonferenz von einem Journalisten gefragt wurde, wie er Trumps Vorgehen gegen die Demonstranten bewerte, schwieg er quälende 20 Sekunden lang. In den ersten Sekunden sah es so aus, als ringe er nach Worten. In den nächsten Sekunden sah es so aus, als wolle er nicht antworten. Als er schließlich den Mund verzog und seufzte, war klar, dass er symbolisch schwieg. Dann sagte er: „Wir alle beobachten mit Entsetzen und Bestürzung, was in den USA passiert.“

Dieser präsidiale Standardsatz für unschöne Ereignisse entfaltete seine Wucht durch das vorangegangene Schweigen. Es hatte auf das Gesagte die Wirkung eines Superspreaders. Im Slogan „Spread the Word“ steckt eben auch die Kunst des Schweigens.Doris Akrap

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen