Keine Waffenruhe im Jemen: Der Krieg bleibt trotz Corona
Die Huthi-Rebellen lehnen die Feuerpause des saudischen Militärbündnisses ab. Währenddessen bestätigt das Land seinen ersten Sars-CoV-2-Fall.
Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition hatte am Mittwoch wegen der Corona-Pandemie eine zweiwöchige Waffenruhe angekündigt, die am Donnerstag in Kraft trat. Der Schritt war international begrüßt worden.
Kurz darauf wurde im Jemen der erste Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verzeichnet. Der Ansteckungsfall trat in der von den Regierungsgruppen kontrollierten Provinz Hadramut im Süden des Landes auf, wie der Notstandsausschuss der Regierung am Freitag im Onlinedienst Twitter mitteilte.
Experten hatten bereits in der vergangenen Wochen die Sorge geäußert, dass sich das Coronavirus angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Jemen dort rasant verbreiten könnte. In dem Land ist die medizinische Grundversorgung wegen der jahrelangen Kämpfe zusammengebrochen. Hilfsorganisationen fürchten eine Katastrophe, sollte die Pandemie auf das Land übergreifen.
Hilfslieferungen werden halbiert
Vor gut zwei Wochen hatten die jemenitische Regierung, die Huthi-Rebellen und Saudi-Arabien bereits einem Aufruf zu einer Waffenruhe von UN-Generalsekretär António Guterres zugestimmt, um das Land vor einer Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu bewahren. Keine der drei Parteien machte jedoch konkrete Vorschläge zur Umsetzung. Stattdessen flammten die Kämpfer wieder auf.
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von der Militärkoalition unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Zehntausende Menschen wurden in dem Konflikt getötet, den die Vereinten Nationen als schwerste humanitäre Krise der Welt bezeichnen.
Der britische Sender BBC berichtet am Freitag, dass das UN-Welternährungsprogramm (WFP) in von den Huthi-Rebellen kontrollierten Gebieten seine Hilfen halbieren werde. Als Grund habe die UN genannt, dass mehrere Spender wie die USA, ihr Engagement gestoppt hätten. Sie würden befürchten, dass die Huthis die Hilfslieferungen behindern. Ab Mitte April würden die Familien dort nur mehr jeden zweiten Monat Hilfspakete erhalten.
Das WFP ernährt nach eigenen Angaben im Jemen rund 20 Millionen Menschen. Laut BBC befinden sich 80 Prozent der Jemeniten in von den Huthis kontrollierten Gebieten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste