Hamburgs Exit aus dem Lockdown: Schulstart mit Hindernissen

Am heutigen Mittwoch fällt die Vorentscheidung darüber, wann die Schulen wieder geöffnet werden. Auf drängende Fragen gibt es bislang keine Antwort.

Lehrer und Schulklasse mit Mundschutz

Ob auch in Hamburg Lehrer bald erklären, wie die Masken richtig sitzen: Bislang ist das unklar Foto: Weng Xinyang/imago

HAMBURG taz | Am heutigen Mittwoch soll die Entscheidung fallen. Wenn die Bundeskanzlerin und die MinisterpräsidentInnen über Lockerungen des Lockdowns reden, wird es vor allem auch um die schrittweise Öffnung der Kitas und Schulen gehen. Es gehe darum, so Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag, „den Schulbetrieb so bald wie möglich schrittweise wieder aufzunehmen“ – das Ganze natürlich ohne große Risiken für SchülerInnen und deren Verwandte.

Während Tschentscher und auch die SPD-geführte Schulbehörde sich darüber ausschweigen, mit welchen Positionen sie in die bundesweite Abstimmung gehen, preschte am Wochenende ausgerechnet die grüne Vize-Bürgermeisterin Katharina Fegebank vor und verlangte „in Kürze“ ein Konzept zur schrittweisen Aufnahme des Unterrichts für unterschiedliche Klassenstufen. Kitas, Schulen und auch Universitäten „könnten zuerst geöffnet werden, junge Menschen sind selten von COVID-19 betroffen“, heißt es in dem Fegebank-Papier.

„Vorsichtsmaßnahmen gelten weiterhin für Risikogruppen“, schreibt Fegebank und nennt LehrerInnen und vorerkrankte Eltern. Hier müsste es weiterhin eine „digitale Beschulung geben“. Doch wie es konkret aussehen könnte, dass die Schulen wieder geöffnet werden, ohne dass SchülerInnen, Eltern und Schulpersonal übermäßig gefährdet werden, darüber findet sich in Fegebanks Papier gar nichts.

„Kaum eins der Probleme, die mit der geplanten Schulöffnung zu tun hat, ist nach unserer Kenntnis gelöst“, sagt der Sprecher der Hamburger Elternkammer Marc Keynejad. Was etwa soll mit Kindern geschehen, die selber Vorerkrankungen aufweisen, deren Eltern zu einer Risikogruppe gehören oder die mit ihren Großeltern in einem Haus leben? Ob auch für solche Kinder die Schulpflicht gilt, wer sie gegebenenfalls digital beschulen soll und wie verhindert werden kann, dass sie ausgegrenzt werden, weil sie den Unterricht nicht besuchen können – auf all diese Fragen gebe es noch keine Antwort.

Es gibt viele Fragen und keine Antworten

Die hat auch die Schulbehörde nicht. Obwohl sie vielen Schulen angekündigt hatte, am gestrigen Dienstag mitzuteilen, ob die Schulschließungen über den 19. April heraus verlängert werden, blieb sie gestern stumm. Sie verrät nicht mal, mit welcher Strategie sie in die bundesweite Abstimmung über die ersten Lockerungen am heutigen Mittwoch geht.

„Bis dahin macht es keinen Sinn, dass wir uns an entsprechenden Diskussionen beteiligen, weil belastbare Grundlagen dafür fehlen“, teilt Schulbehördensprecher Peter Albrecht mit, dass er nichts mitteilt: „Auch gibt es von uns bis dahin keine Infos zu einem möglichen Schulstart. Dazu können wir uns erst Donnerstag oder Freitag äußern.“

Doch ein kurzfristiger Schulstart könnte viele Eltern auf die Palme bringen. Keynejad erwartet Widerstand unter den Eltern, wenn sie trotz unverminderter Infektionsgefahr ihre Kinder wieder in die Schule schicken müssen, nur weil schwere Krankheitsverläufe selten zu erwarten sind. Viele Eltern haben Angst“, so der Elternkammer-Sprecher.

Zugleich hat eine Umfrage der Kammer ergeben, dass nach über fünf Wochen ohne Schule vor allem bei den Eltern, die täglich von zu Hause aus arbeiten müssen und mehrere Kinder haben, „die Nerven blank liegen“.Zudem würden ohne Schulunterricht die Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern leicht abgehängt.

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