piwik no script img

Handel bittet um Hilfe

Der Einzelhandel ist von der Coronakrise schwer getroffen. Hunderttausende Geschäfte bleiben wochenlang geschlossen. Kosten fallen aber dennoch an

Angesichts der wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Pandemie hat der Handelsverband (HDE) um Verständnis für Unternehmen geworben, die die Miete für ihre Läden aussetzen. „Es muss in dieser Krise um eine faire Lastenteilung zwischen Mietern und Vermietern gehen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Stabile Mietverhältnisse liegen auch im Interesse der Vermieter. Ansonsten drohen nach der Coronakrise vielerorts Leerstände und verödende Innenstädte. Das würde auch die Immobilienbranche mit nach unten ziehen.“ Genth kritisierte, dass „noch zu viele Immobilieneigentümer (...) keine Konsequenzen“ ziehen würden.

Welt am Sonntag berichtete, dass immer mehr Einzelhandelsunternehmen von den Vermietern ihrer Filialen Zugeständnisse forderten, darunter der Textildiscounter Takko und die Handelskette Tedi. Takko betonte, das Unternehmen suche „in partnerschaftlichen und persönlichen Gesprächen“ mit den Vermietern nach Lösungen. „Durch die Filialschließungen verlieren wir aktuell pro Monat circa 150 Millionen Euro. Das bringt natürlich auch für ein ansonsten solides Unternehmen wirtschaftliche Engpässe mit sich“, teilte eine Takko-Sprecherin mit. Tedi teilte mit, der Discounter verhandele „mit jedem Vermieter über eine Stundung der Mietzahlungen“. Da jedes Mietverhältnis individuell sei, werde Tedi „keine pauschalen Regelungen“ treffen. Das Unternehmen betonte: „Unser Ziel ist es, im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten, aber auch unserer Vermieter, eine bedrohliche Schieflage des Unternehmens abzuwenden.“

In der Passauer Neuen Presse forderte Genth eine gesetzlich geregelte Mietminderung um 50 Prozent für drei Monate, um die wirtschaftlichen Folgen zu verringern. „Uns ist von heute auf morgen die Geschäftsgrundlage entzogen worden“, sagte Genth dem Blatt. Seit Mitte März seien rund 300.000 Geschäfte geschlossen.

Zuletzt hatte Adidas angekündigt, die Miete für die geschlossenen Läden nicht mehr zu bezahlen. Daraufhin hatte es harsche Kritik gehagelt. Adidas entschuldigte sich. (dpa)

meinung + diskussion

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen