Senat verschärft Kampf gegen Corona: Spielplätze bleiben offen

Berlin will ein Corona-Krankenhaus mit 1.000 Betten bauen. Viele Geschäfte werden geschlossen. Spielplätze hingegen werden nicht gesperrt.

Dieses Tor schließt sich erstmal nicht: Spielplatz in Berlin Foto: picture alliance/Bernd von Jutrczenka/dpa

BERLIN taz | Berlin ruft derzeit weder den Katastrophenfall aus, noch schließt die Landesregierung, wie in anderen Bundesländern geplant, Spielplätze und Zoos. Auch alle Lebensmittelgeschäfte blieben geöffnet, sicherte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Dienstag nach der Senatssitzung zu – „im gesamten Bereich und nun auch sonntags“. Das gelte auch auch für Lebensmittelabteilungen großer Kaufhäuser oder Lebensmittelmärkte in Einkaufszentren.

Eineinhalb Stunden später als gewöhnlich begann am Dienstag die Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung – es sei gut gewesen, sich einmal ausführlich Zeit zu nehmen, ist von Pop zu hören. Noch vor einer Woche saßen die Journalisten dicht gedrängt im üblichen Presseraum – das war, als Regierungschef Michael Müller (SPD) sich noch sträubte, vor einer Absprache mit anderen Ministerpräsidenten Großveranstaltungen abzusagen, was am Tag darauf dann doch passierte. Nun sitzen die Journalisten mit gut zwei Meter Abstand zum nächsten an einzelnen Tischen in einem dreimal so großen Raum wie vor einer Woche. Und auch auf dem Podium ist jeweils ein Platz frei zwischen den Regierungsvertreterinnen.

Neben Pop sitzt dort Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) – derzeit auch Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder –, der man die Belastungen der vergangenen Tage deutlich ansieht. Sie berichtet von einem zusätzlichen Corona-Krankenhaus, das mit 1.000 Betten auf dem Messegelände entstehen soll – ob in einer Halle oder als Neubau, lässt sie offen. Zuständig für den Aufbau soll der frühere Berliner Feuerwehrchef und spätere Direktor des technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, sein.

Das zusätzliche Krankenhaus soll trotz des Titels „Covid-19-Krankenhaus“ nicht etwa sämtliche Coronakranken konzentrieren, sondern laut Kalayci „in der Hinterhand bleiben“ und als „Überlaufklinik“ dienen, wenn andere Krankenhäuser überlastet sind. Schon jetzt sei festgelegt, welche Notfallkrankenhäuser Coronapatienten welcher Erkrankungsschwere aufnehmen sollen.

Drei Patienten auf der Intensivstation

Kalayci sprach am Dienstag von 332 bestätigten Infektionen in Berlin. 20 Erkrankte sind im Krankenhaus, drei auf Intensivstationen. Es gibt keinen Überblick, wie viele Coronatests es bislang in Berlin gab.

In der sonst eher von Sachlichkeit geprägten Pressekonferenz flackerte kurz so etwas wie Heiterkeit auf, als zu der von der Bundesregierung bereits am Montagabend empfohlenen Schließung der meisten Geschäfte außer dem Lebensmittelhandel die Frage aufkam: „Ab wann gilt das?“ – jene berühmte Frage, die samt dem Nachhaken „Ab sofort?“ 1989 zur innerdeutschen Grenzöffnung führte. In diesem Fall aber gilt anderes: „Ab morgen.“ (also Mittwoch, d. Red.).

Ausgenommen von der Schließung sind unter anderem die berlintypischen Spätis, Drogerien, außerdem Fahrradläden mit Reparaturdienst – um Mobilität zu sichern –, Zeitungsverkaufsstellen und Buchhandlungen. Gleiches gilt auch für Handwerksbetriebe, also etwa Autowerkstätten. Warum Friseurläden zu jenen Geschäften gehören, die für das Zusammenleben und die Versorgung der Stadt wichtig und darum ausgenommen sind, wussten weder Kalayci noch Pop zu beantworten.

Zu dem am Montag vom Land Bayern ausgerufenen Katastrophenfall sagt Kalayci: „Das stand natürlich im Raum.“ Aber der Senatsbeschluss, Spielplätze und Zoos offen zu halten, zeige ja, dass man noch öffentliches Leben aufrechter halten wolle. Pop ergänzt mit Blick auf eingeschränkte Freiheitsrechte und Gesundheitsschutz: „Wir brauchen auch eine Balance.“

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