Coronavirus in Italien: Angst vor „Pestkranken“

Italiens Fußballclubs der Serie A spielen vor leeren Rängen. In Turin wurden alle Trainingsgelände und Fitnessstudios vorsorglich geschlossen.

Zuschauer mit Mundschutz im Fußballstadion

Angst im Stadion: Fans in Neapel beim Duell gegen den FC Barcelona Foto: ap/Andrew Medichini

ROM taz | Der Fußball rollt weiter, trotz Einschränkungen. Die Topligen im Volleyball, Basketball und Wasserball unterbrechen dagegen ihre Meisterschaften. Fraglich ist, ob der Radklassiker Milano–Sanremo am 21. März ausgetragen wird. Die Angst vor der Ausbreitung des Coronavirus in Italien hat Auswirkungen, auch auf den Sport.

Im Vordergrund steht der Profifußball: Schon am vergangenen Wochenende waren in Norditalien vier Serie-A-Spiele und ein Serie-B-Spiel abgesagt worden. Heute trifft Inter Mailand in der Europa League auf Ludogorets Rasgrad – vor leeren Rängen. Am Montagabend hat die Regierung die Entscheidung getroffen, die Partien am kommenden Spieltag stattfinden zu lassen, aber die Ränge bleiben leer. Das betrifft folgende Partien: Milan – Genua, Parma – Ferrara, Sassuolo – Bres­cia, Udinese – Fiorentina und vor allem den Klassiker zwischen Juventus Turin und Inter Mailand.

In weiteren sechs Begegnungen, so auch beim Heimspiel von Lazio Rom gegen Bologna, ist Publikum zugelassen. Die Maßnahme in Piemont, der Lombardei, in Veneto, Friaul, Liguria und der Emilia Romagna ist bis zum 1. März gültig. „Wenn nichts dagegen spricht, könnten wir schon ab nächstem Montag die Einschränkungen bei Sportveranstaltungen aufheben“, sagte Sportminister Vincenzo Spadafora.

Aus rein sportlicher Perspektive könnten sich die radikalen Maßnahmen auf den Kampf um den „Scudetto“, die Meisterschaft auswirken. Tabellenführer Juventus Turin ist im eigenen Stadion fast unschlagbar: Seit dem Umzug in die neue Arena 2011 haben die „Bianconeri“ erst neun Heimspiele verloren.

Einfluss auf die Meisterschaft

Dass sie nun im Topspiel gegen den Dritten Inter Mailand auf ihre Anhänger verzichten müssen, könnte als Nachteil wirken, zumal Juves direkter Konkurrent Lazio Rom, der nur einen Punkt Rückstand hat, vor Publikum spielen darf. „Wenn wir ohne Zuschauer spielen müssen, dann müssten es auch alle anderen“, sagte Juventus-Trainer Maurizio Sarri vor dem Cham­pions-League-Duell gegen Olympique Lyon.

Die Tatsache, dass die Fans aus den betroffenen Regionen wie die Anhänger von Atalanta Bergamo zum Auswärtsspiel ihres Klubs reisen dürfen, ist schwer nachvollziehbar. Zudem sind die wirtschaftlichen Konsequenzen nicht ohne. Dumm stehen vor allem jene Fans da, die sich die Eintrittskarten schon gesichert hatten: Bisher ermöglicht Juventus Turin keine Rückerstattung. Andere Klubs wie AC Milan sind da kulanter.

Anders als die Serie A hat die Serie C, also die dritte Fußballliga, 35 Begegnungen am Wochenende abgesagt. Im Frauenfußball bestand weniger Handlungsbedarf, weil der nächste Spieltag wegen einer Länderspielpause erst in drei Wochen stattfindet. Andere Sportarten haben sich für eine komplette Aussetzung des Spielbetriebs entschieden. Die Verbände der Rugby-, Volleyball- und Basketballspieler haben mitgeteilt, dass die kommenden Spiele abgesagt werden.

Es spricht für eine zunehmende Ängstlichkeit, dass einige Länder mittlerweile den Kontakt zu italienischen Klubs vermeiden wollen. Das ungarische Basketballteam der Frauen aus Sopron hat mitgeteilt, die Euroleague-Partie gegen Famila Schio nicht spielen zu wollen, obwohl die Begegnung gar nicht in Veneto, sondern in Ljubljana stattfinden sollte. „Sie können uns nicht wie Pestkranke behandeln!“, ärgerte sich Verbandspräsident Giovanni Petrucci.

Die Auswirkungen der Virus-Krise ist auch beim Amateursport zu spüren: In einigen Städte, darunter Turin, wurden alle Trainingsgelände geschlossen, genauso wie Fitnessstudios und Schwimmbäder. Der FC ­Turin musste das öffentliche Training im Filadelfia-Stadion absagen. Im Internet sind Texte von Ratgebern zu finden, die erklären, wie man allein zu Hause trainieren kann.

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