Wirtschaftsschäden durch Corona: Ab in den Urlaub

Die Corona-Epidemie trifft das ökonomische Herz Italiens. Firmen sollen nun verstärkt die Möglichkeit nutzen, ihr Personal in den Urlaub zu schicken.

Menschen stehen mit Schutzmasken und Koffern im Mailänder Bahnhof

Reisende am Mailänder Bahnhof Foto: Daniele Mascolo/Xinhua/imago images

ROM taz | Ausgerechnet Italiens ökonomisches Herz wird am härtesten von der Corona-Epidemie getroffen. Die Lombardei mit ihren zehn Millionen Einwohnern steuert mehr als 27 Prozent zum Export des Landes bei, der Piemont, die Emilia-Romagna und das Veneto weitere 24 Prozent.

Gewiss, das Regierungsdekret sieht nichts vor, was die wirtschaftlichen Aktivitäten im Krisengebiet beeinträchtigen könnte. Der Güterverkehr wird weiter ungehindert stattfinden, ungehindert können sich auch die Beschäftigten zu Fabriken und Büros begeben. Doch dass alles weiterläuft wie gehabt, glaubt auch Ministerpräsident Giuseppe Conte nicht. So heißt es in der Verordnung, die Firmen sollten „verstärkt“ die Möglichkeit nutzen, ihr Personal in Urlaub zu schicken.

Denn schon jetzt sieht Italien eine virusbedingte Rezession heranziehen. Von –1 Prozent Wachstum im Jahr 2020, womöglich gar von einem Einbruch um bis zu –3 Prozent statt des erwarteten Plus von 0,4 Prozent ist die Rede. Am Mittwoch soll das Parlament ein Paket mit einem Ausgabevolumen von 7,5 Milliarden Euro beschließen. Ein Teil ist für die Einstellung von 20.000 Ärzten und Pflegekräften im Gesundheitswesen reserviert, der Großteil aber soll die Wirtschaftskrise abfedern. So soll die Auszahlung von Kurzarbeitsgeld deutlich ausgedehnt werden und nun auch bisher ausgeschlossene Kleinstbetriebe einbeziehen. So sollen etwa Selbstständige in den Krisenregionen 500 Euro monatlich erhalten, wenn ihnen Aufträge wegbrechen.

7 Milliarden Umsatzeinbußen

Doch ob die 7,5 Milliarden reichen, ist zweifelhaft. Der Tourismus ist jetzt schon schwer getroffen. Nicht nur im Norden, auch in Rom berichten Hotels von Buchungsrückgängen um 80 Prozent. Mit der Schließung der Skigebiete genauso wie aller touristischen Attraktionen in den Städten dürfte die Reisebranche völlig zum Erliegen kommen.

Doch sie steuert 5 Prozent zum BIP Italiens und 6 Prozent zur Beschäftigung bei – je nach Entwicklung in den nächsten Wochen droht ihr nicht nur im Norden, sondern im ganzen Land der Infarkt. Schon jetzt werden die Umsatzeinbußen fürs Frühjahr auf über 7 Milliarden Euro geschätzt. Gut möglich, dass die Regierung in den nächsten Wochen neue Krisenpakete auflegen muss. Wenigstens für ihr erstes Paket bekam sie jetzt grünes Licht aus Brüssel. Die EU-Kommission hat keine Einwände dagegen, dass Italien die Neuverschuldung für 2020 um gut 0,3 Prozent des BIP anheben muss.

Die Opposition, vorneweg der Lega-Chef Matteo Salvini, fordert daher, die Regierung solle umgehend 30 Milliarden Euro lockermachen. Die Steuerschuld von Firmen, die coronabedingt in die Krise geraten, solle gestundet werden, Finanzämter sollen auf die Pfändung von Außenständen verzichten.

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