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Eskalation zwischen Syrien und TürkeiFünf Soldaten getötet

Beim Kampf um Idlib sind syrische und türkische Truppen aufeinander gestoßen. Russland schickt eine Delegation nach Ankara.

Drohende Eskalation – syrische Regierungskräfte dringen in ein Dorf in der Provinz Idlib ein Foto: SANA/AP

Berlin taz | Wenige Tage nach der tödlichen Eskalation zwischen der Türkei und dem Assad-Regime haben syrische Regierungstruppen fünf türkische Soldaten getötet. Sie kamen türkischen Angaben zufolge am Montag bei Beschuss in Syriens letzter Rebellenhochburg Idlib ums Leben. Fünf weitere Soldaten seien verletzt worden. Auf den Angriff sei sofort mit einem Gegenschlag reagiert worden.

Bereits vergangene Woche hatte syrischer Beschuss in der Region zu mindestens vier Toten auf türkischer Seite geführt. Die Türkei reagierte mit Gegenangriffen, bei denen laut türkischem Verteidigungsministerium insgesamt 73 syrische Soldaten getötet oder schwer verletzt wurden. Die Regierung in Ankara drohte mit harter Vergeltung, sollten türkische Truppen erneut attackiert werden.

Der jüngste Vorfall hat sich nach Angaben der oppositionellen Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ereignet, als die Assad-Truppen den Luftwaffenstützpunkt Taftanas in Idlib beschossen. Sie berichtete von sechs toten Soldaten und sieben Verletzten. Auch vier syrische Rebellen seien getötet worden.

Die Türkei hält Teile Nordsyriens besetzt und hat enge Verbindungen in die größtenteils von islamistischen Gruppierungen kontrollierte Provinz Idlib. Das syrische Regime erobert die Region seit Wochen Stück für Stück zurück und wird dabei vom russischen Militär massiv aus der Luft unterstützt. Am Montag traf eine russische Delegation in Ankara ein, um über die wachsenden Spannungen in Idlib zu beraten.

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11 Kommentare

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  • Die Türken haben in Syrien nichts verloren, es ist nicht ihr Land. Der türkische Einmarsch ist Völkerrechtsbruch. Und militanten Islamisten aus aller Herren Länder, in Idlib, vom Kaukasus bis Saudi-Arabuen, die als „Rebellen“ verniedlicht werden und in jedem anderen Kontext als islamistische Terrorgruppe gelten, haben dort auch nichts verloren.

  • Man weiß nie welche irren Verwirrungen passieren. Aber der Bündnisfall wird erstmal nicht eintreten. Erst wenn der Konflikt eskaliert und im Schwarzen Merr Russische Schiffe auf Türlische schießen wird es ernst.

    Ich denke nichtmal wenn Syrische Truppen in den Südteil der Türkei einmaschieren würden (Woran sie wohl kaum ein Interesse haben) und von Russischen Bombern unterstützt werden, würde der Bündnisfall eintreffen.

    Letztlich sind die Kämpfe derzeit nicht in der Türkei, sondern es geht um Türkische Truppen die einen Teil Syriens besetzen.

    • @Sascha:

      Wenn das Nordatlantische Gebiet bis zum Hindu Kusch ausgedehnt wird, kann auch die Türkei erstaunliche Erweiterungen bequem bekommen.

      Es geht hier genauso mit der NATO als "Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten“, deren Mitglieder sich "zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Recht" bekennen. So nach dem Bundesministerium für Verteifdigung "Die NATO - Allianz für Sicherheit und Werte" .



      Herr Erdogan lässt grüssen.

  • Der Nato-Bündnisfall sieht vor, dass nach einem Angriff auf ein Mitglied der Militärallianz : "Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen ... ... als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen Beistand leistet ... " (Artikel 5).



    Sind wir am Rande vom militärischen Einsatz zugunsten unserer türkischen Waffenbrüder ?

    • @Eulenspiegel:

      Sehen Sie denn nicht die Zeichen, die NATO hat mit Defender 2020 schon Truppen ins Aufmarschgebiet Mitteleuropa gebracht, um die Flanke gegen die russischen Verbündeten Assads zu sichern.

      Frankreich hat Ende Januar seinen Flugzeugträger Charles de Gaulle, auch mit deutscher Eskorte, ins östliche Mittelmeer verlegt.

      www.rferl.org/a/fr...tate/30382245.html

      Die US Navy hat bereits 2 Carrier dort, die Harry S. Truman und die Dwight D. Eisenhower, dazu mindestens 10 Schiffe Begleitschutz, das sind zusammen über 150 Kampfligzeuge, bodengestützte, etwa aus Incirlik, nicht mitgezählt.

      www.navytimes.com/...the-mediterranean/

      Die Briten haben auch noch Militärflugplätze auf Zypern, die sie sich als Kolonialmacht gekrallt hat.

      de.m.wikipedia.org...rotiri_und_Dekelia

      Und es glaubt doch niemand, das USIsrael bei einem Angriff auf Syrien nicht auch aktiv werden würde...

      • @Sven Günther:

        So, ich zieh den Aluhut mal wieder ab.

        "Sind wir am Rande vom militärischen Einsatz zugunsten unserer türkischen Waffenbrüder ?"

        Auch wenn das in der Tageschau so ins Spiel kam und auch einige Leute die es besser wissen müssten sagten, das ist nicht der Fall.

        Man darf nicht nur Ausschnitte aus Artikel 5 lesen.

        "Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten."

        www.nato.int/cps/e...?selectedLocale=de

        Es steht nämlich nicht da, wenn ein Partner Verluste irgendwo erleidet gilt der Bündnisfall, sondern wenn Artikel 51 greifen würde.



        "Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen"

        unric.org/de/charta/

        Die Türkei wird nicht angegriffen.

        Ihre Invasion in Nordsyrien ist kein Akt legitimer Selbstverteigung, die Türkei beruft sich zwar auf Artikel 51, kann das aber nicht stichhaltig begründen, dazu muss man einem "fortdauernden bewaffneten Angriff" ausgesetzt sein, nicht mal die Türkei hat das von den Kurden behauptet.

        Da die Türkei nicht im Rahmen der Selbstverteidigung agiert, kann auch keine Bündnisfall der OTAN eintreten.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Danke für den zweiten Post. Ich wollte bereits losbollern.

          So Recht Sie mit Ihrem Hinweis auf den Art. 51 haben, so weit bin ich davon entfernt, beruhigt zu sein.

          Nach den grandiosen "Beweisen", die 2003 zur Invasion unserer willigen Freunde in den Irak geführt haben, sind Skepsis und Misstrauen geboten.

          Krieg setzt vieles außer Kraft. Zuerst die Wahrheit. Und wer einen Krieg führen will, der führt ihn auch.

          Ab sofort wird zurückgeschossen ...

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Die Invasion des Iraks war aber außerhalb der OTAN Struktur und es wurde auch nicht auf den Bündnisfall durch die Bush Administration verwiesen oder dieser ausgerufen.

            Möglichkeiten gibt es immer, Dinge für sich selbst so darzustellen wie gewünscht oder benötigt, aber auch nur, wenn die Verbündeten da mitziehen oder man selbst stark genug ist, alleine zu agieren, beides trifft auf die Türkei nicht zu.

            Sowohl die USA, als auch die europäischen Nato Staaten haben die Türkei gewarnt, sich da direkt einzumischen, die Bereitschaft der Türkei da aktiv zu helfen tendiert gegen null.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Sven Günther:

              Wenn ich mir die Rolle der Türkei in der jüngsten Vergangenheit anschaue, so sehe ich einiges, die Bereitschaft zu Hilfe gehört weniger dazu.

              Für Sie freut es mich, dass Sie das innerpsychisch so lockerflockig hinbekommen, von Zuversicht beseelt zu sein. Bei mir ist das anders.

              Vermutlich unseren voneinander abweichenden politischen Koordinatensystemen geschuldet.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                In traurigen Zeiten blüht der Witz.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Sven Günther:

                  Je nach Person in unterschiedlicher Dosierung.

                  Mir steckt seit Mitte letzter Woche das Lachen im Halse fest. Da sind Syrien und Türkei - erst einmal - periphere Baustellen.