Linke endlich vollzählig

Vorstandswahl, die dritte. Hunko setzt sich als Vize gegen Renner durch

Von Anna Lehmann

Im dritten Anlauf hat die Fraktion die Linke im Bundestag ihren Fraktionsvorstand komplettiert. Auf der Sitzung am Dienstag setzte sich der europapolitische Sprecher Andrej Hunko gegen die Innenpolitikerin Martina Renner durch. Hunko erhielt im zweiten Wahlgang 35 Stimmen und erreichte damit knapp die erforderliche absolute Mehrheit der insgesamt 69 Abgeordneten. Für Renner stimmten 26 von 66 Anwesenden. Der Umweltpolitiker Hubertus Zdebel wurde mit 52 Stimmen zum Beauftragen für Soziale Bewegungen gewählt und gehört damit ebenfalls dem Vorstand an.

Hunko und Renner waren als neue KandidatInnen angetreten, nachdem die bisherigen BewerberInnen Sören Pellmann und Nicole Gohlke in zwei Anläufen daran gescheitert waren, jeweils das erforderliche Quorum zu erreichen.

Der europapolitische Sprecher Hunko ging nun auf Vorschlag der beiden Fraktionsvorsitzenden, Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch, ins Rennen. Renner, die auch stellvertretende Parteivorsitzende ist und dem Thüringer Landesverband angehört, hat sich kurzfristig zur Gegenkandidatur entschlossen. Die Innenpolitikerin hatte sich unter anderem mit ihrer Arbeit als Obfrau im NSU-Untersuchungsausschuss profiliert.

Hunko ist in der Fraktion für Europapolitik zuständig, hat aber in der Vergangenheit vor allem mit Reisen nach Russland, in die Ukrai­ne und Venezuela für Aufsehen gesorgt. In der „Volksrepublik Donezk“ traf er 2015 den Führer der Separatisten, in Venezuela ließ er sich im vergangenen Jahr händeschüttelnd mit Präsident Nicolás Maduro ablichten und versicherte ihm die Solidarität der Linken. Weder Hunko noch Renner wollten sich nach der Wahl auf Anfrage äußern.

Die langwierige, seit November währende Komplettwahl des Vorstands sowie das Ergebnis für Andrej Hunko zeigen, dass die Gräben in der Linksfraktion nach wie vor tief sind. Ungeachtet dessen kommt die Linkspartei in jüngsten Umfragen seit Langem wieder auf zweistellige Werte – ein positiver Nebeneffekt des Crashs in Thüringen.