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Regentanz für den guten Zweck

Australische Expats sammeln Spenden für den Kampf gegen die Buschfeuer in ihrer Heimat –und wollen Berlin nebenbei zeigen, wie die junge Melbourner House-Szene klingt

Für Koalas sieht die Lage in Australien derzeit düster aus Foto: RSPCA South Australia/reuters

Von Patrick Wagner

Kann ein Regentanz in Berlin helfen, die Buschfeuer in Australien zu bekämpfen? Das fragte sich vor einigen Wochen der 22-jährige Dhanesh Jayaselan. Immer wieder redeten er und seine Expat-Kollegen aus Australien darüber, wie hilflos sie sich angesichts der Buschfeuer in ihrem Heimatland fühlten, die bislang 29 Todesopfer gefordert, dazu Millionen Tiere getötet, 15 Millionen Hektar Land verschlungen und mehr als 1.400 Häuser zerstört haben. Aber dann kam ihnen die Idee, die australische Party-Community in Berlin für die gute Sache zu organisieren.

Keine zwei Wochen später war das Line-up für eine Benefiz-Veranstaltung finalisiert – und dank eines australischen Promoters vom Club Urban Spree auch noch eine Location gefunden, die auf alle Einnahmen des Abends verzichtet. Am morgigen Freitag lädt die Gruppe um Jayaselan nun zur Benefiz-Veranstaltung unter dem Motto „Call for Rain“ in den Club auf dem RAW-Gelände.

Viele Beteiligte kommen aus der Region um die Großstadt Melbourne im südöstlichen Bundesstaat Victoria. Obwohl dort immer noch Buschfeuer brennen, bekam dieser Teil Australiens laut Jayaselan zu wenig Aufmerksamkeit von der internationalen Presse. Noch am Sonntag wüteten dort 69 Brände.

Obwohl es nach Wochen der extremen Dürre mittlerweile regnet in Australien, bleibt die Situation weiter angespannt. Denn nun gefährden Sturzfluten und golfballgroße Hagelkörner Bewohner und Wildnis.Deshalb sollen die gesamten Einnahmen am Freitagabend zu gleichen Teilen an zwei Organisationen gehen, die in Victoria gegen die Buschbrände kämpfen: die freiwillige Feuerwehr des Bundesstaates sowie Wildlife Victoria, eine gemeinnützige Organisation, die sich dem Schutz und der Rettung von Wildtieren verschrieben hat. Die sind von den Feuern bekanntlich besonders bedroht. Mittlerweile werden sogar Jagdhunde eingesetzt, um überlebende ­Koalas aus den Wäldern zu bergen.

Das „Call for Rain“-Team möchte allerdings nicht nur gegen die Naturkatastrophe in Australien kämpfen – es hat auch eine künstlerische Mission: die aufstrebende Melbourner House-Szene aus ihrer Isolation zu befreien. Berlin soll erfahren, wie der „Sound aus Down-Under“ klingt. So nennt der Drummer Ziggy Zeitgeist die Mischung aus House, Disco, Funk, Soul und allerlei „Experimenten“, die es so nur in Melbourne gebe – überhaupt die Musikhauptstadt Australiens.

Für diese Mission konnte „Call for Rain“ ein spannendes Line-up gewinnen, allen voran Tornado Wallace und Andy Hart, die wohl erfolgreichsten Exporte der jungen Melbourner House-Szene. Unterstützt werden die von der DJ Alison Swing, die ansonsten Resident-DJ in der Wilden Renate ist, sowie einem halben Dutzend anderer DJs. Als Höhepunkt erwartet die Gäste die Freedom Exchange Energy-Band um den Melbourner Querkopf Ziggy Zeitgeist. Die lose Gruppe von Musikern spielt Impro-Jazz mit elektronischen Anleihen.

Tickets für die Veranstaltung gibt es an der Abendkasse des Urban Spree oder im Vorverkauf auf der Website des Musikmagazins Inverted Audio. Wer seine Karte dort kauft, zahlt zwar eine kleine Bearbeitungsgebühr, die wird aber ebenfalls zur Hälfte gespendet. Regen ist für Freitag übrigens nicht angesagt – zumindest in Berlin.

Call For Rain pres. Australian Bushfire Wildfires: 24. 1. ab 21 Uhr, Urban Spree, Revaler Straße 99, VVK 11,20 Euro/AK: 11 Euro

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