Das kommt auch
: Bahn frei für Schweinerei

Der Rohbau steht schon – inmitten von gesetzlich geschützten Biotopen

Die siegreiche „db.Viktoria“ ist – typisch Mutter – ausgeglichen und gutmütig; das neuste genetische Angebot „db.Klara“ vor allem schön, zutiefst deutsch und zu hundert Prozent öko. Natürlich gibt es mit dem „db.77 Effekt“ auch ein besonders fleischbetontes Schwein. Gezüchtet werden diese „genetisch wertvollen High-End-Produkte“ von einem der größten deutschen Schweinezuchtunternehmen mit Sitz im niedersächsischen Ellringen.

Und das Bundes-Hybrid-Zucht-Programm (BHZP) möchte seinen Forschungs­standort noch ausweiten: Ein Neubau mit Platz für 6.000 Schweine ist geplant. Doch der Standort ruft Protest hervor. Der Rohbau steht schon – am Waldrand, inmitten von gesetzlich geschützten Biotopen.

Ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg stoppte Ende 2018 die Arbeiten. Eine Anwohnerin hatte mit Unterstützung der Bürgerinitiative Region Dahlenburg (BI) geklagt. „Der Stall ist hier nicht rechtssicher zu realisieren“, sagt Thomas Behr, Ratsmitglied der Grünen und BI-Vorstand. Das Gebiet sei mit der Wietze-Niederung und den Biotopen hoch sensibel. „Außerdem ist so ein Stall in Zeiten des Klimawandels unverantwortlich.“

Das Gericht stellte zudem diverse Formfehler fest: So habe BHZP nicht erklären können, wie es Emissionsgrenzwerte für Gerüche einhalten könne. Auch sei der Bebauungsplan weder rechtzeitig noch umfassend genug öffentlich zugänglich gemacht worden. Laut Behr habe der Lüneburger Richter nach der Verhandlung in Richtung BHZP und Gemeindedirektor gesagt: „Ihnen dürfte klar sein, dass Sie in Ellringen eine Investitionsruine errichtet haben.“

Der Rat des Flecken Dahlenburg wird am Mittwoch dennoch über einen veränderten Bebauungsplan für die Anlage abstimmen. Zunächst nur über seine zweiwöchentliche Auslage. Dies wäre jedoch der Grundstein für eine spätere Genehmigung. Behr glaubt, dass der Rat mehrheitlich dafür stimmt. „Fahrlässig“ findet er, man lasse das „Unternehmen in eine Falle laufen“.

Sabine Kamp (SPD) will gegen den Bau stimmen. „In Zeiten der Erderwärmung ist es nicht angebracht, noch mehr Ställe für noch mehr Schweine zu bauen.“

Bürgermeisterin Christine Haut (CDU) äußerte sich bislang nicht zum Abstimmungsverhalten ihrer Fraktion. Ihre Partei stellt sieben der 15 Ratsmitglieder. Da einige der anderen Abgeordneten laut Kamp aber nicht anwesend sein können, werde der Plan wohl gebilligt.

Alina Götz