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Unser Puff soll schöner werden

Die Mauer ist weg, jetzt will die Stadt den Eingang zur Helenenstraße noch mit Kunst aufwerten. Die Mitsprache der Prostituierten ist sehr begrenzt

Auf der Schwelle zur Bordell-Straße ist Platz für Kunst Foto: Lotta Drügemöller

VonLotta Drügemöller

Zum Kolloquium am Mittwochmittag ist recht viel los am Eingang zur Helenenstraße.­ Etwa 20 Interessierte sind gekommen: Student*innen der HfK in Bremen, alteingesessene Künstler*innen aus dem Viertel, Ateliermieter*innen vom Güterbahnhof. Zwei Wandgemälde am Eingang zur Bordellstraße will die Stadt in Auftrag geben und hat nun einen Wettbewerb gestartet, bei dem Künstler*innen bis zum 2. März ihre Konzepte einreichen können. Der Ortstermin hilft, die Lage zu checken.

Angsträume – die dunklen und schmutzigen Ecken einer Stadt, Orte, an denen Bürger*innen keine Einblicke haben, Plätze, an denen Seltsames geschieht oder doch zumindest vermutet wird. Sie zu beseitigen, das versucht Stadtplanung gerne mit Straßenbeleuchtung; in Bremen wird seit einigen Jahren aber auch Kunst eingesetzt – der Tunnel am Herkulesberg etwa wurde so zum surrealen Rabbit-Hole. Jetzt geht es darum, die Helenenstraße als Angstraum abzumildern und ins Viertel einzuquartieren.

Ausschreibungen für Künstler*innen gibt es nicht alle Nase lang, immerhin 30.000 Euro werden für die Umsetzung veranschlagt. „Das ist doch mal eine Einnahmequelle, das ist doch besser, als bei Lidl an der Kasse zu sitzen“, erklärt Rose Pfister, Referatsleiterin Bildende Kunst beim Senator für Kultur, einen Teil der Attraktivität.­

Zu den Motiven gibt es bisher keine Vorgaben; der praktische Charakter steht für die Stadt im Vordergrund: Die Kunst möge weitere Graffiti erschweren, ist als einzig fixe Erwartung in der Wettbewerbsausschreibung formuliert. „Lasst den Künstlern ihre Freiheit, die Entwürfe werden dann besser“, sagt Pfister. Grenzen gibt es trotzdem. „Alle künstlerischen Strategien von Urban Art sind willkommen“, heißt es zwar in der Ausschreibung. Gemeint ist damit aber immer nur eine malerische Gestaltung; Skulpturen oder Installationen an den Wänden sind ausgeschlossen. Die Hauseigentümer wollen das nicht. „Das schränkt ganz schön ein“, murmelt ein Künstler.

Marietta Armena dagegen findet die Ausschreibung toll. Das erste Mal sei sie zufällig vor vielen Jahren in die Helenenstraße­ gekommen, „als Künstlerin suche ich nach Orten.­ Es war menschenleer, kein Hund, keine Katze, die Fenster waren geschlossen. Eine verlassene Welt mitten im Viertel“, erzählt sie. „Mit diesem Kontrast will ich gerne arbeiten.“

Ein Künstler aus Worpswede fotografiert schon mal die Gegebenheiten. Aber Freude, nein, Freude macht ihm diese Ortsbegehung nicht. „Wenn Stadtplanung und Architekten alles in den Sand gesetzt haben, müssen wir Künstler herhalten“, klagt er. „Wie soll man das hier aufwerten? Was soll ich denn mit dem Ding da machen?“ Das „Ding da“ ist das Urinal, das die Stadt 2019 am Eingang aufgestellt hat. Wer will, kann es in seinen künstlerischen Entwurf einbeziehen. Wer nicht will, hat einen grauen Betonkasten neben seinem Wandgemälde.

Das Urinal ist Teil der seit 2017 geplanten Umgestaltung der Helenenstraße. Damals war laut Polizei die Kriminalitätsrate rund um den Eingang zur Straße angestiegen. Nach langer Diskussion wurde schließlich die Mauer entfernt, die die Helenenstraße vom Steintor abgegrenzt hatte. Ihr Abriss sollte, so Ortsamtsleiterin Hellena Hartung zur taz, „mehr soziale Kontrolle und eine Öffnung in den Stadtteil“ bedeuten.

Schon 1878 wies der Bremer Senat die Helenenstraße­ als Deutschlands erste Bordellstraße aus, als Raum für „controllierte und reglementierte Prostitution“. Bis heute gilt sie in Bremen quasi als Synonym­ für Sexarbeit. Im Kolloquium wird darum sprachlich herumgedruckst – eine „bestimmte Straße“, eine „ganz spezielle Szene“, „diese Frauen hier“, heißt es.

Die Besonderheit der Helenenstraße soll denn auch nicht zwangsläufig im Mittelpunkt der Kunstentwürfe stehen. „Wer mit Nitribitt sprechen will“, also der Interessenvertretung von Prostituierten, „– gut“, sagt Pfister. „Aber dann fragt auch den Apotheker­ von gegenüber, der gehört auch zum Viertel.“ Eine Vertreterin der Prostituierten soll in der Jury sitzen – allerdings nur als Gast und ohne Stimmrecht.

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