Man kommt in Deutschland mit vielem durch, politisch gesehen. Hitler und die Nazis als „Vogelschiss der Geschichte“ bezeichnen zum Beispiel. Oder Kontrahentinnen in Anatolien „entsorgen“ wollen. All das hat Afd-Fraktionschef Alexander Gauland nie wirklich in Bedrängnis gebracht.

Mit dem Finanzamt aber sollte sich keiner anlegen. Gerade hob der Bundestag Gaulands Immunität auf, Hausdurchsuchungen folgten. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Gauland in Badehose kennen wir schon, nun nimmt ihm das Finanzamt auch noch den letzten Schlips. Gauland sagte in einer Rede mal: „Wir geben viel Geld anderen und haben kein Geld für unsere eigenen Renten, für unsere eigenen Kinder, für genügend Kindergartenplätze, das alles kann nicht bezahlt werden.“ Wen er wohl mit diesem „Wir“ meint?

Gauland ist mit seinen Steuerproblemen nicht allein. Der Fiskus ist bei Rechten, die gern nach einem starken Staat und harten Strafen rufen, offenbar besonders unbeliebt: Die dubiosen Spenden für den Kreisverband von Alice Weidel, wegen der die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt, die Spesenrechnung von Österreichs ehemaligem Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Und beim brandenburgischen AfD-Abgeordneten Franz Josef Wiese wurde die Diät gepfändet, weil er seine Steuern nicht gezahlt hatte.

Wenn Sie also das nächste Mal einen Brief vom Finanzamt aus dem Briefkasten ziehen in dieser unangenehmen Schreibmaschinenschrift, fürchten Sie sich nicht, sondern öffnen Sie den Brief mit einem Lächeln. Es ist Post von der Fiskalischen ­Aktion. Kersten Augustin