piwik no script img

Drei Todesfälle und ein Dankeschön

Der Innenausschuss des Kieler Landtags lässt sich von tödlichen Polizeieinsätzen berichten – und sieht keine Fehler

Von Esther Geißlinger

Drei Menschen sind Anfang November in Schleswig-Holstein nach Polizeieinsätzen gestorben. Mit dieser Häufung von Todesfällen befasste sich der Innen- und Rechtsausschuss des Kieler Landtags am Mittwoch. Am Ende gab es ein Dankeschön – an die beteiligten BeamtInnen.

Es seien „dramatisch verlaufende Einsätze“ gewesen, „mehr als tragisch für die Männer, die zu Tode kamen, und ihre Familien, aber auch für die Polizei belastend“, sagte Innen-Staatssekretär Torsten Geerdts (CDU), der mit dem Leiter der Bezirkskriminalinspektion Lübeck, Thomas Wolff, den Stand der Ermittlungen berichtete. Dabei ging es nur um zwei der drei Todesfälle. Ein dritter Mann starb am 6. November im Krankenhaus, nachdem er am 3. November in Bad Oldesloe festgenommen und fixiert wurde. Der 37-Jährige soll, offenbar betrunken, in einem Laden Kunden belästigt haben und wurde später auf dem Bahnhofsvorplatz von der Polizei überwältigt.

Ebenfalls nach Fixierung starb ein 55-Jähriger in Ahrensburg, dessen Kleinlaster gegen 2.15 Uhr einer Streife aufgefallen war. Statt zu halten, floh der Mann in „rücksichtsloser Fahrweise“, so Geerdts. Der Streifenwagen verfolgte ihn, dabei gaben Beamte Schüsse auf einen Vorderreifen ab. Sechs PolizistInnen beteiligten sich daran, den Mann aus seinem Laster zu zerren, dabei „wurde er reanimationspflichtig“, also bewusstlos. Er starb unter den Händen der Rettungsärztin gut eine Stunde nach Beginn der Verfolgungsjagd. Der Tote wies Verletzungen durch die Fixierung auf, „aber keine war tödlich“, so Wolff. Allerdings stünden noch feingewebliche Untersuchungen aus. Gegen die Beteiligten wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Unklar ist, warum der Mann nicht gestoppt hatte: „Im Wagen wurden keine Anzeichen für Straftaten gefunden“, so Wolff.

Bei dem Todesfall am folgenden Tag in Lübeck gab es einen minutenlangen Schusswechsel zwischen einem 55-Jährigen und zwei Polizist­Innen im Stadtpark. Dabei benutzte der Mann eine Schreckschuss-Pistole. „Sie war aber einer echten Waffe täuschend ähnlich“, betonte Wolff. Er vermutete, dass der Mann es „darauf angelegt hatte, sich von der Polizei töten zu lassen“. Darauf deuteten „gesundheitliche und private Gründe“ hin. Auch hier laufen noch Untersuchungen.

Die Vorsitzende Barbara Ostmeier (CDU) ließ an die beteiligten Beamt­Innen Dank und Grüße des ganzen Ausschusses übermitteln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen