Entdeckerin des Treibhauseffekts: Mit Glaskolben und Sonnenlicht
Eunice Newton Foote wies schon 1856 die Wirkung von C02 nach. Ihre Beiträge gerieten in Vergessenheit. Den Ruhm heimsten männliche Kollegen ein.
Foote wurde 1819 in Connecticut geboren und gehörte dem Ostküsten-Adel an. Ihr Vater war vermögender Grundbesitzer und Unternehmer, der seine sieben Töchter und fünf Söhne gut ausbilden ließ. Für Mädchen aus gehobenem Hause war es damals üblich, sogenannte „finishing schools“ zu besuchen, die den Töchtern Benehmen beibrachten und sie auf die Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollten.
Eunice hingegen durfte von 1836 bis 1838 das Frauenseminar in Troy im Bundesstaat New York besuchen. Dieses Internat war damals die einzige Schule in den USA, in der Mädchen in Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Philosophie, Geografie und Geschichte unterrichtet wurden. 1841 heiratete Eunice den Patentanwalt und Richter Elisha Foote, der zugleich Mathematiker und Naturwissenschaftler war. Beide Eheleute meldeten mehrere Patente an, wobei Eunice durchaus praktisch dachte: So ließ sie Gummisohlen für Schuhe und Stiefel patentieren, die beim Laufen nicht quietschten.
Ein Glaskolben mit Luft, einer mit CO2
Im Jahr 1856 erschien dann jener Aufsatz, der Eunice Foote heute so interessant macht. Der Text war nur zwei Seiten lang und trug den Titel: „Circumstances affecting the Heat of the Sun’s Rays“ (Umstände, die die Wärme der Sonnenstrahlen beeinflussen). Knapp schilderte Foote ihren Versuchsaufbau: In einen Glaskolben hatte sie normale Luft gefüllt, während sich in einem zweiten Glaskolben nur CO2 befand.
Dann wurden beide Gefäße in die Sonne gestellt – und abgewartet, was passiert. In beiden Kolben befanden sich jeweils zwei Thermometer, um Messfehler auszuschließen. Schon nach kurzer Zeit hatte sich die normale Luft auf 100 Fahrenheit (37,8 Grad Celsius) erhitzt, während die Temperatur des CO2 sogar auf 120 Fahrenheit (49 Grad Celsius) geklettert war.
Eunice Foote folgerte völlig richtig, dass die Erdatmosphäre umso heißer sein müsste, je mehr CO2 sie enthielt. Der Treibhauseffekt war entdeckt. Allerdings war es für Foote noch unvorstellbar, dass der Mensch die Atmosphäre beeinflussen könnte. Zu ihrer Zeit gab es weder Benzin noch Autos.
Foote starb 1888 und hinterließ zwei Töchter und sechs Enkel. Einer ihrer Schwiegersöhne war John Henderson, US-Senator aus Missouri, der an der Abschaffung der Sklaverei mitgewirkt hat. Footes wissenschaftliche Beiträge gerieten sofort in Vergessenheit, sodass später andere – männliche – Wissenschaftler den Ruhm einheimsten, den Treibhauseffekt entdeckt zu haben.
Erst 2010 stieß der pensionierte Ölgeologe Ray Sorenson zufällig auf Footes Texte. 2018 fand die erste Konferenz über Foote an der Universität of California in Santa Barbara statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies