Ende-Gelände-Protest in der Lausitz: Die Ungehorsamsprofis

2019 ist das Jahr der Klima-Aktivist*innen. Die Aktionen von Ende Gelände zeigen, wie professionell und effizient ziviler Ungehorsam sein kann.

Unscharfe Protestmenge vor Tagebau

Klima-Aktivist*innen verlassen nach getanem Protest einen Tagebau südlich von Leipzig Foto: dpa

Einige Aktivist*innen von Ende Gelände dürften neben der Vorfreude auf die Aktion in der Lausitz auch weiche Knie gehabt haben. Die Drohungen von Rechtsextremen gegenüber den Umweltschützer*innen waren massiv gewesen. Trotzdem standen 4.000 Entschlossene im Morgengrauen auf, um kilometerweit zu laufen und dann stundenlang in der Kälte zu sitzen. Das ist ein beachtlicher Mobilisierungserfolg.

2019 stand aus aktivistischer Sicht im Zeichen der Klimabewegung. Fridays for Future hat so viele Menschen auf die Straße gebracht, wie es noch nie eine Jugendbewegung in Deutschland geschafft hat. Im Spätsommer jagte eine Aktion zivilen Ungehorsams die nächste – im Juni fuhren 6.000 Menschen zu Ende Gelände ins Rheinland, im September blockierten tausend Aktivist*innen die internationale Autoausstellung in Frankfurt, im September nahmen Umweltschützer*innen zum ersten Mal die industrielle Landwirt-schaft in den Fokus und blockierten eine Düngemittelfabrik bei Brunsbüttel. Im Oktober blockierte Extinction Rebellion eine Woche lang Verkehrspunkte in Berlin.

Die Aktionen sind auch als Angebote an jene zu verstehen, die sich gerade erst politisieren. Es sind professionell organisierte Events, deren Planer*innen an alles denken: Packlisten, Aufklärung über die Rechtslage als Hörbuch, politische Hintergründe, einfach erklärt. Für den Fall von Festnahmen gibt es ein Nummernsystem, das einen anonymisierten Überblick darüber ermöglicht, wer in welcher Gefangenensammelstelle ist. Der Umgang der Aktivist*innen untereinander ist rücksichtsvoll. Dazu produzieren sie hochqualitative Bilder und Drohnenvideos von ihren Aktionen.

4.000 Klimaaktivist*innen haben in der Lausitz und im Leipziger Revier Kohlegruben blockiert. Trotz Demoverboten, feindlichen Anwohnern sowie drohenden Nazis und Polizisten war die Aktion für die Bewegung ein voller Erfolg. Wie ist das gelungen? Interview mit Ende Gelände-Sprecherin Nike Mahlhaus im taz Podcast Lokalrunde - das Stadtgespräch aus Hamburg und Berlin.

Noch gibt es bei Fridays for Future viele, die den Schritt zum massenhaften zivilen Ungehorsam nicht selbst gehen wollen. Doch je schwächer die Antworten sind, mit denen die Bundesregierung sie abzupeisen versucht, desto größter wird ihr Frust werden. Und desto bereitwilliger und entschlossener werden sie sich den Profi-Aktivist*innen anschließen.

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Jahrgang 1986, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Buenos Aires studiert und wohnt auf St. Pauli. Schreibt meistens über Innenpolitik, soziale Bewegungen und Klimaproteste, Geflüchtete und Asylpolitik, Gender und Gentrification.

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