Lärmschutz-Pläne für neue Autobahn: Deckel drauf
Hamburgs Senat will einen langen Lärmschutzdeckel für die neue A26. Naturschützer und Stadtteilaktivisten halten das ganze Projekt für unzeitgemäß.
Wie Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) am Donnerstag erläuterte, will der Senat der Bürgerschaft vorschlagen, 62,7 Millionen Euro für einen anderthalb Kilometer langen Autobahndeckel auszugeben. Ersten Plänen zufolge hätten nur knapp 400 Meter überdeckelt werden sollen. Ergänzend soll bei der ebenfalls geplanten Erweiterung der A1 um zwei Fahrstreifen ein halboffener Tunnel zur Hochhaussiedlung Kirchdorf Süd hin gebaut werden. „Durch den Bau der A26 und der Galerie wird es in Kirchdorf Süd viel leiser“, sagte Rieckhof.
Das möge zwar sein, sagte Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel, aber: „Wenn sich das ganze anachronistische Projekt nicht verhindern lässt, ist es das Mindeste, dass es ein Tunnel wird.“ Dieser werde zwar den Lärm dämmen, aber nicht die Schadstoffe des Verkehrs, auch nicht dessen fatalen Klimaeffekt und die kontraproduktive Wirkung auf das Verkehrsverhalten. „Die Autobahn wird jede Menge Pendlerverkehr in die Stadt pumpen“, prophezeite Humburg der taz.
Malte Siegert, Nabu
Nach Angaben des Senats soll die A26 Ost, auch „Hafenpassage“ genannt, den Hafen besser erreichbar machen, eine Ausweichroute schaffen und die Bevölkerung vor Lärm und Schadstoffen schützen, indem sie den überregionalen Verkehr aus den Wohnquartieren heraushält. Mit der Autobahn würden im Jahr 2030 auf der B73 in Harburg 37 Prozent weniger Autos und Lastwagen fahren. In Wilhelmsburg werde vor allem der Lkw-Verkehr drastisch zurückgehen, auf der Otto-Brenner-Straße jedoch wachsen.
Malte Siegert vom Naturschutzbund Nabu kritisierte, dass der Senat den Lärmschutzdeckel wohl durch das Erschließen neuer Wohn- und Gewerbegebiete auf und neben dem Deckel finanzieren werde. „Das heißt, er stellt die Leute vor die Wahl: Entweder ihr werdet verlärmt und vergiftet oder wir bebauen euer Grün.“ Das finde er unsozial. Statt eine Autobahn zu bauen, müsse die Stadt „mal anfangen, neue Mobilitätsangebote zu machen“.
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