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Vollendete Tatsachen

Trotz vieler Anwohnerproteste wurde am Weigandufer gerodet

Von Peter Nowak

Proteste, Unterschriftenaktionen und eine Brückenbesetzung haben nicht geholfen: Am Mittwoch kam es zur lange angekündigten Rodung der Büsche und Sträucher am Weigand­ufer zwischen der Inn- und der Fuldastraße in Neukölln. Über Art und Umfang der Rodung hat es in den letzten Wochen einen heftigen Streit zwischen dem Bezirksamt Neukölln und AnwohnerInnen gegeben, die sich in der Initiative „Weigandufer retten“ zusammen geschlossen hatten (taz berichtete).

Die Ini hat fast 800 Unterschriften für einen Alternativvorschlag gesammelt, organisierte mehrere Demonstrationen und besetzte am vergangenen Sonntag mit etwa 100 TeilnehmerInnen eine Brücke am Weigandufer. Vor einigen Tagen hat der Nabu Leipzig ein Gutachten erstellt, das auf die Gefahr für die Spatzen hinwies, die am Weigandufer ihren Lebensraum haben. Weil der Nabu auch aus finanziellen Gründen keine juristischen Schritte gegen die Rodung einleitete, hatte das Gutachten keine aufschiebende Wirkung.

Andreas Knopp, der sich als Sprecher der Neuköllner Stadtteilinitiative Kiezmiezen ­gegen die Rodung engagierte, möchte nach der Niederlage eine politische Aufarbeitung. Er kritisiert das Ordnungsamt, aber auch das Bezirksamt Neukölln deutlich. Knopp sagt: „Es hat sich jetzt gezeigt, dass wirkliche Mitbestimmung bei der Neugestaltung des Weigandufers nicht erwünscht war. Dann hätte es möglich sein müssen, dass von den AnwohnerInnen eigene neue Ideen auch gehört und berücksichtigt werden. Das ist aber nicht geschehen.“ Er bezieht sich dabei auf einen von den KritikerInnen erarbeiteten Alternativplan für das Weigandufer, der in der BVV Neukölln von der Fraktion der Linken unterstützt wurde.

Dass am Montagmorgen Reifen zerstochen wurden an einer für Rodungen eingesetzten Baumaschine, überrascht Knopp nicht. Die AnwohnerInneninitiative habe ausschließlich zivilgesellschaftliche Protestformen gewählt und versucht, mit Argumenten und Unterschriften die Rodungspläne des Bezirks zu verändern, betont Knopp. Wenn manche Menschen sehen, dass das keinen Erfolg bringt, würden sie zu Aktionen wie der Reifenzerstörung greifen. „Leidtragende ist dann die Baufirma, die die Wut über die fehlgeleitete Bürgerbeteiligung zu spüren bekommt“, kommentiert Knopp die Aktion.

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