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Angst vor einer Schuldenfalle Chinas

Kambodscha könnte ein ähnliches Schicksal erleiden wie Sri Lanka, das bereits Hoheitsrechte an China abtreten musste

Ith Serey Vaddhanak, 22, ist Journalist und Trainer beim Women‘s Media Center Radio in Phnom Penh.

Von Ith Serey Vaddhanak

In den letzten Jahren hat China seinen Einfluss in Asien und Afrika stark ausgeweitet. Auch in Kambodscha ist das nicht zu übersehen. Der liberale Oppositionspolitiker Sam Rainsy und Premierminister Hun Sen streiten längst über Chinas wirtschaftliche Einflussnahme.

Ende 2018 beliefen sich Kambodschas Schulden gegenüber China auf 4 Milliarden US-Dollar. Das entspricht laut Regierung 35 Prozent des Bruttosozialprodukts und mehr als die Hälfte der Gesamtschulden des Landes im Ausland. Im Rahmen der chinesischen Belt and Road Initiative (BRI), auch als neue Seidenstraße bekannt, investiert Peking Milliarden in Entwicklungsfonds und vergibt große Kredite auch an Kambodscha.

Wie problematisch das ist, wird am Beispiel von Sihanoukville, deutlich, Kambodschas einzigem Tiefwasserhafen. In einem Brief an den kambodschanischen Verteidigungsminister verwies der US-Vize-Verteidigungsminister für Südostasien, John Felter, auf eine Recherche des Wall Street Journal. Demnach solle das Gebiet um Ream bei Sihanoukville zur chinesischen Militärbasis werden.

Premierminister Hun Sen widersprach dem Bericht. Es gebe keinen Grund, die Anwesenheit ausländischer Truppen auf Kambodschas Territorium zu genehmigen. Er glaube zudem, dass Kritik an chinesischen Investments von Oppositionsgruppen nur genutzt wird, um seine Regierung zu diskreditieren.

Kambodscha

Konstitutionelle Monarchie König Norodom Sihamoni seit 2004

Regierung autoritäre Scheindemokratie. Ministerpräsident Hun Sen regiert seit 1985

Amtssprache Khmer

Einwohner 16,2 Mio. In Prozent: Khmer 97, Cham 1,2, Vietnamesen 0,1, Chinesen 0,1

Religion in Prozent: Buddhisten 96,9, Muslime 1,9, Christen 0,4

Pro-Kopf-BSP 4.000 US-Dollar

Armutsrate 16,5 Prozent

ROG-Rangliste der Presse­freiheit 2019 143 (2018: 142) von 180 Staaten

Verhältnis zu China Handel: China ist der größte Handelspartner. Investitionen: China ist der größte ausländische Investor. Tourismus: Chinesen sind die größte ausländische Besuchergruppe.

Hun Sen verteidigt die chinesische Präsenz in Kambodscha. Sie helfe, die Region um Sihanoukville wirtschaftlich zu stärken. Rainsy drückte hingegen seine Sorgen aus. China wolle eine Militärbasis bei Sihanoukville nutzen, um seine Macht in Südostasien im Rahmen der BRI auszubauen. „Sie kommen wie Khmer-Bosse nach Kambodscha und eignen sich hier Land an. Hun Sen bekommt Geld von China, um hier eine chinesische Militärbasis zu bauen. Dass China Kambodscha als Hebel nutzt, um die Macht in seinen Nachbarstaaten auszubauen, ist sehr gefährlich“, so Rainsy.

Chinas massive Investitionen betreffen fast alle boomenden Branchen des Landes: Casinos, Hotels, Restaurants und kleine Unternehmen. Viele werden schon von chinesischen Inhabern geführt. Der Politikwissenschaftler Em Sovannara fürchtet, dass Kambodscha in einer ähnlichen Schuldenfalle gerate könnte wie Sri Lanka. Als der Inselstaat seine chinesischen Schulden nicht mehr bedienen konnte, musste er Küstengebiete für 99 Jahre an China verpachten. „Das könnte zu einer politischen und ideologischen Krise führen“, sagte Sovannara. Kambod­scha solle möglichst versuchen, Chinas Einfluss zu reduzieren und faire Beziehungen mit den USA aufbauen.

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