petition der woche: Kein Mutzur Lücke
Anlass der Petition Jährlich werden 30 Millionen Tonnen Steinkohle aus Kolumbien importiert
Das wollen die Initiatoren Den Importstopp
Das wollen sie eigentlich Eine konsequentere Klimapolitik
Seit 2018 wird in Deutschland keine Steinkohle mehr zu Tage gebracht, auch das Aus der Braunkohleförderung steht bevor. Spätestens 2038 soll mit den Kohlekraftwerken Schluss sein. Noch wird aber nach den umweltschädlichen Rohstoffen gegraben, als gäbe es kein Morgen. Dazu kommt der steigende Import von Steinkohle aus dem Ausland. Dass das gültige Klimapaket diese Lücke weiterhin zulässt, klagen rund 30.000 UnterzeichnerInnen der Petition „Importstopp für Steinkohle aus Kolumbien“ an.
Richtig gelesen: Kolumbien. Aus dem Norden des Landes werden jährlich 30 Millionen Tonnen Steinkohle nach Deutschland geschippert. Schicht im deutschen Schacht verbessert die Lage scheinbar nicht. „Angesichts dieser Entwicklung sichern Einfuhren mittlerweile zu über 97 Prozent die Versorgung des deutschen Marktes mit Steinkohle (43,2 Millionen Tonnen in 2018)“, sagt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Der Petent André Immig wurde in seinem Wohnort am Mittelrhein darauf aufmerksam. Dieser, nach eigenen Angaben, wichtige Verkehrszweig für Binnenschiffe und Güterzüge ist in den vergangenen Jahren zunehmend überlastet. Das vermindert die Lebensqualität derer, die an dem Fluss leben gleich mehrfach: Verkehrslärm, Schadstoffbelastung und Schmutz durch die Kohleverfeuerung. Und es bleibt nicht nur bei Steinkohle.
Tatsächlich wirbt DB Cargo neben dem Import von Unmengen an Stein- schon heute auch mit der zuverlässigen Einfuhr von 10 Million Tonnen Braunkohle jährlich – und macht Deutschland damit zum europäischen Kohleimport-Meister.
Ende September veröffentlichte das Statistisches Bundesamt die aktuellste Pressemitteilung zur Stromerzeugung in Deutschland. Es verzeichnet zwar einen Trend hin zu erneuerbaren Energien, doch Braunkohle ist noch hoch im Kurs.
Damit die schmutzige Energie weiter ihren Vorteil gegenüber erneuerbarer Formen ausspielen kann – den Preis – müssen die ArbeiterInnen aus den Minen Kolumbiens zudem entsprechend ausgebeutet werden. Schlechte Löhne, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und hohe Staubbelastung sind der Preis, den andere zahlen, damit wir sparen. Auch das kreidet die Petition an.
Hinzu kommt laut Petent, dass der Kohleabbau in der 69.000 Hektar großen Bezugsmine im Norden des Landes einen exorbitanten Ressourcenverbrauch vorweist. Bei 45 Millionen Liter Wasserdurchlauf täglich, bliebe für die schwer schuftenden Menschen in El Carrejón nur noch knapp ein Liter pro Tag übrig.
Diese Situation ist durch deutsche Energiekonzerne erzeugt, von ihren Kunden getragen und von der deutschen Regierung bisher nicht verhindert. Zu Gunsten von Mensch und Umwelt fordert Immig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den sofortigen Importstopp von Steinkohle.
Denn: Der Kohleausstieg sollte eben nicht nur den Abbau von Kohle, sondern auch dessen Import und die Abschaltung von Steinkohlekraftwerken beinhalten. Denn nur, wenn die Politik keine Lücken lässt, wird dieser konsequent gelingen.
Pia Stendera
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