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Studie zu AbtreibungsfolgenPositive Nebenwirkungen

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Gesundheitsminister Spahn will psychische Spätfolgen von Abtreibungen untersuchen lassen. Immerhin könnte die Studie Versorgungslücken feststellen.

Demo für das Recht auf Abtreibung Foto: dpa

ffentlicher Druck wirkt. Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang des Jahres angekündigt hatte, eine Studie zu „seelischen Folgen“ von Schwangerschaftsabbrüchen auf den Weg bringen zu wollen, war ein Sturm der Entrüstung losgebrochen.

Als „Wahnsinn“ hatte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, das Vorhaben bezeichnet, „empörend“ hatte es die SPD-Linke Hilde Mattheis genannt. Die Bundesregierung, so fand auch die Opposition, verfalle mit dieser einseitig angelegten und wissenschaftlich irrelevanten Studie der Argumentation von AbtreibungsgegnerInnen, die behaupten, Frauen würden von Schwangerschaftsabbrüchen Depressionen bekommen.

Nun geht die Studie zwar noch immer von der Annahme aus, eine ungewollte Schwangerschaft bringe Frauen grundsätzlich in eine „schwere psychosoziale Notlage“, wie es im Ausschreibungstext heißt. In einigen Jahren werden die ForscherInnen zum wiederholten Mal feststellen, dass „psychische Störungen“ und Schwangerschaftsabbrüche keineswegs Hand in Hand gehen.

Doch immerhin wurde das Vorhaben zugleich so erweitert, dass es auch Daten liefern kann, die bislang auch ÄrztInnen und Frauengesundheitsorganisationen fehlen. Vor allem die geplante vollständige bundesweite Bestandsaufnahme der medizinischen Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs könnte in dieser Hinsicht eklatante Wissenslücken schließen.

In welchen Städten und Regionen nehmen wie viele ÄrztInnen überhaupt noch Schwangerschaftsabbrüche vor? Und woran liegt es, dass in einigen Regionen eine derart große Versorgungslücke entstanden ist, dass Frauen im Umkreis von 100 Kilometern keine ÄrztIn mehr finden, der oder die einen Abbruch macht? Bisher nahmen MinisterInnen schon den Begriff der „Versorgungslücke“ nur höchst ungern in den Mund. Und deren Ausmaße auch noch wissenschaftlich zu untersuchen, stand bislang überhaupt nicht zur Debatte.

Zwar fordern ExpertInnen bereits zu Recht, den Ablauf der Studie im Auge zu behalten – um weiteren Einfluss von Lobbygruppen wie AbtreibungsgegnerInnen zu verhindern. Doch ist dies der Fall, könnte die Studie dabei helfen, die Versorgungslage im Fall einer ungewollten Schwangerschaft künftig deutlich zu verbessern.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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10 Kommentare

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  • Zitat: „Die Bundesregierung, so fand auch die Opposition, verfalle mit dieser einseitig angelegten und wissenschaftlich irrelevanten Studie der Argumentation von AbtreibungsgegnerInnen, die behaupten, Frauen würden von Schwangerschaftsabbrüchen Depressionen bekommen.“

    Erstaunlich! Woher hat die Opposition noch vor Vorliegen der Studie gewusst, was dabei heraus kommen würde?

    Eine Studie, die noch gar nicht vorliegt, als „einseitig angelegten“ und „wissenschaftlich irrelevant“ zu bezeichnen, ist schon relativ gewagt, finde ich. Zu unterstellen, in dieser Studie würde behauptet, „Frauen würden von Schwangerschaftsabbrüchen Depressionen bekommen“, ist allerdings geradezu verwegen. Wer glaubt heute schon noch an Hellseherei?

    Ich war noch nie ungewollt schwanger. Aber ich habe mich immerhin schon mal davor gefürchtet, es zu werden. Deswegen vermute ich, es könnte etwas an der Annahme dran sein: Eine ungewollte Schwangerschaft kann Frauen durchaus in eine „schwere psychosoziale Notlage“ bringen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass immer wieder Frauen und auch Neugeborene sterben, weil Mütter nicht zurecht kommen mit der Situation?

    Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass nicht jede ungewollte Schwangerschaft gleich eine „psychische Störung[]“ zur Folge haben muss. (Wäre es anders, wäre eine Schwangerschaftskonfliktberatung, die Frauen überredet, eine solche Schwangerschaft auszutragen, ja auch ein Verbrechen.) Ich kann also gespannt sein auf das Ergebnis dieser Studie. Sie könnte also nicht nur dabei helfen, eventuelle "Versorgungslücken“ zu erkennen und ggf. zu thematisieren, sie könnte auch den Umfang eines Problems sichtbar machen, das bisher mit einem Tabu belegt war. Das würde dann womöglich zu einer Versachlichung der Debatte beitragen. Was aber bräuchten Frauen, die gewissensbedingt ohnehin unter Stress stehen, eigentlich dringender als ein Umfeld ohne Vorurteile? Hysterische Oppositionspolitikerinnen ganz sicher nicht.

  • Woher weiß Frau Hecht eigentlich, dass es die ForscherInnen in einigen Jahren feststellen werden , dass „psychische Störungen“ und Schwangerschaftsabbrüche keineswegs Hand in Hand gehen?

    Wird nicht bei so vielen anderen Themen immer darauf gepocht, dass man wissenschaftliche Untersuchungen Wissenschaftlern überlassen sollte?

    • 0G
      06137 (Profil gelöscht)
      @Clara Kreuzer:

      Zitat: "In einigen Jahren werden die ForscherInnen zum wiederholten Mal feststellen, dass „psychische Störungen“ und Schwangerschaftsabbrüche keineswegs Hand in Hand gehen." "Zum wiederholten Mal" heißt, dass es bereits entsprechende Untersuchungen gibt.

      • @06137 (Profil gelöscht):

        So wie bei den hunderten von Studien, die beweisen sollen, dass Glyphosat nicht krebserregend ist?

        • 0G
          06137 (Profil gelöscht)
          @Clara Kreuzer:

          Ok, so geht es also. Wir fragen nach Begründungen. Werden welche genannt, zweifeln wir die Wissenschaft als solche an. Diskussion zwecklos.

      • @06137 (Profil gelöscht):

        Es gab auch Zeiten, da haben Forscher zum wiederholten Mal festgestellt, daß die Sonne sich um die Erde dreht.



        Ich fände es sehr verstörend wenn Abtreibungen gar keine psychischen Folgen für Frauen hätten.

        • 0G
          06137 (Profil gelöscht)
          @Suchender:

          Ok, so geht es also. Wir fragen nach Begründungen. Werden welche genannt, zweifeln wir die Wissenschaft als solche an, oder berufen uns auf den gesunden Menscheverstand bzw. auf das, was wir als "verstörend" empfinden. Diskussion zwecklos. Ich kenne solche "Argumentation" nur aus einer gewissen Ecke.

        • @Suchender:

          Solange nicht gleichzeitig auch die psychischen Folgen einer ungewollten Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft untersucht werden, ist diese Untersuchung einseitig und von einer bestimmten Agenda geprägt.

          • @Frida Gold:

            Stimmt. Danke. Dazu noch, dasss, wenn Männer sind nicht so sehr wagen, das Recht der Frauen zu bestreiten, über ihr Körper zu verfügen, finden sie Umwege, um es von "sachlichen" besserwissenden tun zu lassen

          • @Frida Gold:

            Danke dafür. Merkwürdig, dass sowas den Kommentatoren weiter oben nicht auffällt...