: Unwetterwarnung
Der Klimawandel hat für die Akteure des fairen Handels besondere Brisanz. Denn die Kleinproduzenten im globalen Süden leiden besonders darunter
In seinem Sonderbericht zu Klimawandel und Landsystemen hat der Weltklimarat (IPCC) Anfang August die substanziellen Risiken für die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten klar aufgezeigt: Vor allem die reichen Industrienationen heizen durch ihre Lebens- und Wirtschaftsweise das Klima an. Die Folgen – Rekordtemperaturen, Dürren, Wirbelstürme, Unwetter und Überschwemmungen – sind inzwischen auf der ganzen Welt wahrnehmbar.
Besonders drastisch sind sie jedoch für die Menschen im globalen Süden. Hier werden große Gebiete zunehmend unbewohnbar, Nutzpflanzen wie Reis oder Mais, Kakao und Kaffee bringen weniger Ertrag, Ackerland wird unbrauchbar. Für Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungs- und Schwellenländern ist das existenzbedrohend. Immer mehr Menschen müssen deswegen ihre Heimat verlassen. Der Klimawandel könnte bis 2050 mehr als 100 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen machen, warnt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Die Akteure des fairen Handels unterstützen ihre Handelspartner im südlichen Afrika, in Lateinamerika und Südasien aktiv dabei, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen und Anpassungsstrategien zu entwickeln. Beispiel Fairtrade: Die Fairhandelsinitiative setzt einerseits auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen, andererseits unterstützt sie Produzentenorganisationen bei der Anpassung an die Klimawandelfolgen.
Mit dem Fairtrade-Klimastandard setzen Kleinbauernorganisationen und dörfliche Gemeinschaften Klimaschutzprojekte wie großflächige Kompostierung, brennholzsparende Öfen oder den Einsatz erneuerbarer Energien um. Die reduzierten CO2-Emissionen werden in Form von Zertifikaten, den Fairtrade Carbon Credits, gehandelt. Teilnehmende Unternehmen aus dem globalen Norden sollen den eigenen CO2-Fußabdruck soweit wie möglich verringern und können die verbleibenden Emissionen durch den Kauf von Fairtrade Carbon Credits kompensieren. So werden CO2-Emissionen an beiden Enden der Wertschöpfungskette reduziert. Damit sich ihre Handelspartner im Süden besser an den Klimawandel anpassen können, veranstalten Fairtrade-Produzentennetzwerke zum Beispiel Schulungen und Weiterbildungen und setzen Anpassungsprojekte wie die Errichtung von Baumschulen oder die Wiederaufforstung von Schattenbäumen zum Schutz der Kaffeesträucher um.
Die Gepa, größter europäischer Importeur fair gehandelter Lebensmittel und Handwerksprodukte aus den südlichen Ländern der Welt, fördert ihre Handelspartner schon seit Mitte der 80er-Jahre beim Wechsel zu Bio. 2017 hat sie zudem einen unternehmenseigenen Handelspartnerfonds aufgelegt, mit dem sie unter anderem klimafreundliche Produktionsweisen bei ihren Partnern fördert und sie bei der Umstellung auf Bio unterstützt.
„Mittlerweile sind 84 Prozent unserer Lebensmittelprodukte biozertifiziert“, sagt Gepa-Pressereferentin Brigitte Frommeyer. Bei ihrem philippinischen Zuckerpartner Alter Trade Corporation (ATC) hat die Gepa ein Aufforstungsprojekt gestartet. „Mehr als 40.000 Bäume wurden hier seit 2013 gepflanzt“, so Frommeyer. Sie dienen nicht nur als natürlicher CO2-Speicher, sondern verbessern auch die Böden der Zuckerbauern, liefern später Früchte, Holz und spenden zudem auch Schatten.
Die Gepa beteiligt sich außerdem an der Klima-Kollekte, einem Fonds zum Ausgleich von mobilitätsbedingten CO2-Emissionen christlicher Kirchen. Mit der Klima-Kollekte werden Projekte für die lokale Bevölkerung in Ländern des globalen Südens unterstützt. „Wir kompensieren damit den Schiffstransport unseres gesamten Kaffeesortiments und finanzieren energieeffiziente Öfen bei unserem Kaffeepartner KCU in Tansania.“
Das Fair-Handels-Unternehmen El Puente gleicht die CO2-Emissionen für seinen Sitz in Nordstemmen, für Mobilität und Versand ebenfalls über die Klima-Kollekte aus, indem es ein Fairhandels-Klimaprojekt des Fair-Handelspartners KCU in Tansania unterstützt. Die Mitglieder der Kaffeekooperative und ihre Familien erhalten energieeffiziente Tonherde und müssen dann nicht mehr auf offenen Kochstellen mit Feuerholz aus den Wäldern kochen. Laut El Puente spart ein solcher Herd jedes Jahr 5,2 Tonnen CO2 ein.
Im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 hat die Weltgemeinschaft übrigens zugesagt, die ärmsten Länder bei der Anpassung an den Klimawandel und einer besseren Resilienz gegenüber seinen Folgen zu unterstützen. Viel passiert ist seitdem nicht. Der faire Handel ist hier Vorreiter, die Politik muss nachziehen. Kristina Simons
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