TV-Unterhaltung am Ende: Die Leere des Luke Mockridge

Der „Fernsehgarten“-Auftritt des Jungkomikers stellt nicht weniger dar als einen epochalen Bruch unseres Humor­verständnisses.

Luke Mockridge

Zeigt, wo's für ihn langgeht: Luke Mockridge Foto: dpa

Na, ihr Opis?“ Es gibt Derberes, um einen Skandal zu beginnen. Aber was der Sat.1-Fernsehcomedian, Teenie-Magnet und „Lindenstraßen“-Erichschiller-Darsteller-Sohn Luke Mockridge in Andrea Kiewels „Fernsehgarten“ (ein Wort, das nicht umsonst an „Kindergarten“ erinnert) am vergangenen Sonntag angerichtet hat, war strenggenommen ja kein Skandal – sondern eher ein Prank.

So heißt das heute. Was war passiert? Wie jeden Sonntag seit „dreiunddreißig Jahren“ (Kiewel) wollte ein Haufen Ottonormal-Partymäuse im Freiluftstudio seine Ballermänner wegklatschen und verwirrte Gäste bei der hinterletzten Kuchen-„Challenge“ anfeuern.

Mockridge, der bei den Proben am Vormittag fehlte, erzählte absichtlich unwitzige Witze – oder wie er, Achtung!, liebe Leser*innen, selbst sagen würde: das, was ich immer mache. Und nahm so das Micky-Krause-Santiano-Format eigentlich schon wieder zu ernst; obwohl er, das ist ja das, was die „Fans sauer“ (WAZ) macht und eine ihn danach wie eine Grundschullehrerin ausschimpfende „Kiwi“-Kiewel noch mehr, es halt gar nicht ernst meinte. Prank, Prank, Doppelprank.

Geschaffen hat der Auftritt jedenfalls eines – Klarheit. Man weiß jetzt, wo der Zeitgeist steht.

Pups-Clown

Hat ein inzwischen recht abgehalfterter Böhmermann der gemeinen deutschen Politikstudentin oder dem aufstrebenden Grafikdesigner das Konzept „Metaebene“ nahegebracht – so ist es bei Mockridge zum vulgären „Prank“ gesundgeschrumpft. Das spart Kosten und Recherche, der Witz hingegen bleibt und strahlt sogar noch reiner in seiner Nacktheit.

Denn genau das sagt das Gesicht des unschuldigen Pups-Clowns: Ich funktioniere sehr gut und bin ansonsten völlig leer. Eine andere Facette des Zeitgeistes kann daher seine Charakterentwicklung – er ist ja noch ein Kind – in sichere Häfen führen: Denn langsam, aber sicher drängen Künst­le­r*innen marginalisierter Bevölkerungsgruppen auf die Bühnen.

Und so wird Luke Mockridge als der junge, weiße, mädchenschwarmige Typ trotz seines robusten Selbstbewusstseins mit den Jahren und Erfolgen immer verlorener dastehen, immer bananiger. Eben kein wutschnaubender alter Mann werden, sondern ein kleiner, gutmütiger, prustender Elefant.

Wobei, das sind ja die schlimmsten.

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