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Neonazikonzert in ThemarRechte müssen nüchtern bleiben

Ein Gericht bestätigt, dass BesucherInnen eines Neonazifestivals keinen Alkohol konsumieren dürfen. Auch eine Tankstelle macht dicht.

Die Polizei bewacht in Themar nicht nur eine Tanke, sondern auch den Promillepegel der Besucher Foto: dpa

Berlin taz/dpa/epd | Rhabarbersaftschole, Honigmelonenlimonade, Malzbier oder Milch – es ist nicht so, als hätten die Neonazis in Themar keine legalen Alternativen. Denn für die BesucherInnen eines Rechtsrockfestivals am kommenden Wochenende herrscht striktes Alkoholverbot. Das zuständige Oberverwaltungsgericht bestätigte am Freitag, knapp vor Beginn der Veranstaltung, eine entsprechende Entscheidung des Verwaltungsgerichts Meiningen. Verantwortliche des Festivals hatten Anfang des Monats Beschwerde dagegen eingereicht – vergeblich.

Das Verbot rassistischer Lieder kippten die Richter dagegen. Die Auflage „sei entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts in der getroffenen Form zu pauschal“, urteilte das Gericht. Der Senat wies aber ausdrücklich darauf hin, dass die Strafbarkeitsschwelle keinesfalls überschritten werden dürfe.

Dem Urteil zufolge ist am Freitag lediglich Leichtbier erlaubt, am Samstag müssen die BesucherInnen die Auftritte rechter Rockbands wie „Übermensch“, „Sturmwehr“ und „Oidoxie“ nüchtern genießen.

Auch eine Tankstelle in der Nähe des Geländes – in der Vergangenheit beliebter Ort, um sich mit Alkohol einzudecken – bleibt in diesem Jahr geschlossen. Laut Thomas Quittenbaum, Vize-Präsident der Thüringer Landespolizei, stellt der Pächter das Grundstück der Polizei zur Verfügung. „Wir werden dort während des Festivals einen Führungspunkt haben und Logistik“, sagte Quittenbaum.

Erst im Juni hatten EinwohnerInnen der ostsächsischen Stadt Ostritz ein ähnliche Maßnahme gegen Rechts ergriffen. Im Vorfeld des Festivals „Schild und Schwert“, für das ebenfalls ein Alkoholverbot verhängt worden war, kauften sie kurzerhand die Bierreserven eines Supermarkts auf. Denn mit Alkohol im Blut lassen sich Neonazis in der Nachbarschaft ein klein wenig leichter ertragen. Und die unbetankten BesucherInnen der Rechtsrockkonzerte lauschten den Textzeilen vielleicht etwas gewissenhafter – und gewannen möglicherweise ganz neue Einsichten.

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3 Kommentare

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  • Ich wohn da ned weit weg und bin morgen auch dort (auf der Gegenveranstaltung, ehe da Mißverständnisse aufkommen...), die Tanke hätte eh keinen Umsatz außer Getränke und Fluppen (u.a. für die Bu..lizei haha) gemacht, da die Bundesstraße gesperrt ist. Da braucht sich der Staatsorganvizeobermacker garned so feiern lassen!

    • @Hugo:

      Achso, verlinke ich ned; jedenfalls feiert sich grade "Schnitzel-Adolf" vor seiner Spelunke in Kloster Veßra auf ner Burg aus Bierkästen. Das ist von dem Kundgebungsgelände (und als politische Kundgebung isses angemeldet, Homo Normalo denkt bei "Festival" wahrscheinlich, das ist sowas wie Wacken in kleiner und ned für Metaller sondern für junge besorgte Rockmusikliebhaber) keine zwei Kilometer weg!

  • "Drop your pants" Bestimmung wäre noch eine Idee. Hilft ggf. bei der Selbstreflexion und erheitert ggf. die wenigen anwesenden Damen.