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Die Sache mit dem neutralen Klo

In den öffentlichen Gebäuden Bremens gibt es kaum Unisex-Toiletten. Obwohl nur zwei Schulen darüber verfügen, wird es auch künftig keine Pflicht zur Einrichtung neutraler WCs geben

VonEiken Bruhn

„WC mit Urinal“, „WC ohne Urinal“ – diese Schilder weisen seit Ende Juni in der Bremischen Bürgerschaft den Weg zu den Toiletten, die auch so beschildert sind. Damit hat das Landtagsgebäude erstmals Unisex-Klos, von denen es in Bremen noch nicht allzu viele gibt, jedenfalls nicht in öffentlichen Häusern.

Aber warum diese Neuerung – zwei Wochen, bevor die Bürgerschaft wegen Umbauten für anderthalb Jahre geschlossen wird? Weil vergangene Woche das neue Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen kam – und darin mit Maja Tegeler erstmals eine transgeschlechtliche Abgeordnete sitzt.

„Mir persönlich ist das nicht wichtig“, sagt die Linken-Politikerin über die Unisex-Toiletten, findet es aber gut, wenn öffentliche Einrichtungen diese anbieten – allerdings nicht erst dann, wenn es eine betroffene Kollegin gibt. „Das ist eine kleine, aber nicht unerhebliche Frage“, sagt Tegeler.

Für viele Menschen erleichtere das den Alltag, weil sie nicht mehr zu Entscheidungen gezwungen würden, mit denen sie oder andere sich unwohl fühlten. Es passiere immer wieder, dass jemandem vorgehalten würde, auf die „falsche“ Toilette zu gehen oder sogar der Zutritt verweigert werde. Dass der Zusatz „mit Urinal“ oder „ohne Urinal“ viele Menschen verwirre, findet sie nicht schlimm. „Das kann zu Konflikten führen, aber auch Gespräche anstoßen.“ Noch besser sei es wahrscheinlich, die Urinale abzuhängen.

Laut Senatsverwaltung existieren kaum explizite Unisex-Toiletten. Die Senatssprecher*innen verweisen auf genderneutrale Behinderten-Toiletten oder auf Einzelkabinen, die nicht gekennzeichnet sind. Im Polizeipräsidium gebe es laut Innenbehörde eine Unisex-Toilette. Zudem sei beim Umbau des Bürgerservice-Centers Mitte eine solche geplant.

Über die Einrichtung von neutralen WCs vor allem an Schulen gab es im vergangenen Jahr eine Debatte. Anlass war die Änderung des Personenstandsgesetzes. Seitdem müssen sich Menschen nicht mehr zwischen männlich und weiblich entscheiden, sondern können sich oder ihr Kind als „divers“ eintragen lassen.

In Bremen haben laut Bildungsbehörde nur zwei Schulen explizite Unisex-Toiletten. Bei Neu- und Umbauten würde jetzt mit geschlechtsneutralen Toiletten geplant, eine Pflicht gebe es aber nicht.

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