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„Dünger in den Blüten bringt Profit“

Betroffener und Experte: Maximilian Plenert über Marihuana als Medizin – und das Gras streckende Dealer

Maximilian Plenert, 36, ist Vorstandsmitglied beim Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik „Akzept“.

Interview Yasemin Fusco

taz: Herr Plenert, sie sind Cannabis-Patient, was heißt das?

Maximilian Plenert: Ich bekomme vom Arzt Cannabis auf Rezept. Mir hilft dieses medizinische Gras unter anderem bei meiner ADHS-Erkrankung. Leider übernimmt die Krankenkasse die Kosten nicht – damit, das zu ändern, bin ich schon zwei Jahre beschäftigt.

Wer keinen solchen Freibrief hat, der muss sich möglicherweise mit illegalem „Straßengras“ behelfen. Das aber kann verunreinigt sein – ein Thema, mit dem sich zum Beispiel die Website www.dirty-weed.com beschäftigt. Ist das Bereitstellen solcher Informationen eigentlich legal?

Das Angebot, das diese Website bietet, ist nicht juristisch interessant und sollte deswegen auch nicht von Staatsanwälten angezeigt werden. Es gibt genug andere Foren im Internet, die zuerst ins Visier der Ermittlungsbehörden kommen. Und solange es nur Negativ-Anzeigen sind …

… Warnungen vor problematischer Ware …

… und keine expliziten Kaufempfehlungen gemacht werden, ist es ohnehin kaum juristisch belangbar. Bei Negativ-Empfehlungen und Meldungen über gestrecktes Gras geht die Informationsfreiheit vor – es ist ja noch nicht zu einer rechtswidrigen Handlung gekommen.

Einen Straßendealer zu empfehlen, wäre dann aber strafbar?

Ja, weil das als Aufforderung zur Straftat gewertet werden kann. Darauf gibt es aber keine großen Strafen, so was wird meistens wegen Geringfügigkeit wieder fallen gelassen. So ist es im Übrigen auch, wenn man mit einer geringen Menge Gras in der Tasche erwischt wird.

Womit wird Marihuana denn verunreinigt – und wie gefährlich ist das?

Es gibt viele Streckmittel. Es ist noch gar nicht lange her, da gab es einen spektakulären Fall von Bleivergiftungen in Leipzig. Heute gibt es die Praxis, dass die Blüten der Cannabis-Pflanze mit dem ein oder anderem Dünger versetzt wird. Dadurch wird das Gras sehr harzig und schwer – das bringt natürlich Profite.

Welche gesundheitlichen Folgen können noch auftreten?

Neben Vergiftungserscheinungen kann es mal mehr, mal weniger dramatisch werden. Vom Kopfschmerz bis zu Magen-Darm-Erkrankungen ist alles dabei. Bei der Verunreinigung sind der Fantasie eben keine Grenzen gesetzt. Viele Straßenverkäufer von Gras belegen ihren Stoff auch gerne mal mit Haarspray. Oder es ist durch mehrere Hände gegangen und dadurch dreckig geworden.

Können Laien erkennen, dass die Ware verunreinigt ist?

Meistens ist es schon zu spät – die Konsumierenden rauchen verunreinigtes Gras ohne die geringste Ahnung. Es gibt aber durchaus typisches Verhalten von gestrecktem Cannabis. Beispielsweise ascht der Joint, also die Zigarette mit Gras-Inhalt, nicht richtig ab oder wird schmierig. Normalerweise müsste das Gras gut abbrennen; wenn es um Blei oder andere Schwermetalle geht, hilft leider nur ein Labor.

Und was können Konsumenten tun?

In unseren Selbsthilfegruppen haben wir oft Leute, die Gras unbedingt brauchen, aus unterschiedlichen Gründen. Die bekommen dann aber kein Dauerrezept vom Arzt und sind auf das gestreckte Straßengras angewiesen. Das ist für uns dann besonders ärgerlich, weil wir auch nichts tun können. Und auch rechtlich gibt es für solche Leute keinen Schutz. Die sitzen dann auf dem dreckigen Gras.

Apropos Recht: Macht es für einen geschnappten Dealer einen Unterschied, wenn er die Ware gestreckt hat?

Wenn er sein dreckiges Gras schon in Umlauf gebracht hat, droht ihm nichts: Es gibt keine Garantie, du kannst deinen Schaden nicht geltend machen. Es kann vorkommen, dass der Dealer eine geringere Strafe absitzen muss – wird nach einer Analyse erkannt, dass der berauschend machende Wirkstoff, also das THC, durch das Strecken geringer geworden ist.

Rechnen Sie damit, das Marihuana in Deutschland legalisiert wird?

Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Meinungsumfragen zeigen uns ja schon, dass die Akzeptanz zu Cannabis als Droge – aber auch als Medizin! – sehr hoch ist. Unser Nachbar Luxemburg hat Cannabis auch legalisiert. Vielleicht gehen bis dahin noch sieben, acht Jahre ins Land – aber dann spätestens.

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