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Anja Krüger über neue Instrumente gegen VerkehrsinfarkteBesser leben mit City-Maut

Die City-Maut ist eines der wichtigsten Instrumente, um den Verkehrsinfarkt in Städten in den Griff zu bekommen. London, Mailand und viele andere Metropolen machen damit gute Erfahrung. Die Gebühr für AutofahrerInnen sorgt für weniger Staus, eine geringere Umweltbelastung und eine höhere Lebensqualität der StadtbewohnerInnen. Noch aber hat keine deutsche Großstadt ernsthaft den Versuch unternommen, auch eine Maut einzuführen. Das wird sich hoffentlich nach dem Vorstoß profilierter ÖkonomInnen für die Einführung der Gebühr ändern. In nahezu allen größeren deutschen Städten sind die Straßen verstopft, ist die Luft verpestet. Das muss sich ändern. Und das wird nur gelingen, wenn erheblich weniger Autos in die Städte kommen, als das heute der Fall ist.

Klar, eine City-Maut alleine reicht nicht, um die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig muss der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und müssen intelligente neue Mobilitätskonzepte zum Einsatz kommen. Dazu gehören die Förderung von Fahrgemeinschaften genauso wie eine kostengünstige Bereitstellung von (E-)Rädern und angemessene Preise für Parkplätze. In Amsterdam kostet ein AnwohnerInnenparkausweis über 500 Euro im Jahr, in Stockholm mehr als 800 Euro. Solche Preise sind angemessen – und nicht die in Deutschland üblichen rund 30 Euro. Erst wenn das Abstellen von Autos richtig teuer wird, werden viele Menschen auf einen eigenen Pkw verzichten und auf Alternativen umsteigen, etwa Car-Sharing.

Das Argument, dass die City-Maut sozial ungerecht ist, greift nicht, wenn sie mit einer drastischen Senkung der Preise für den öffentlichen Verkehr verbunden ist. Die ist überfällig. Abgesehen davon: Autofahren ist nur scheinbar billiger, als es Busse und Bahnen sind. Der Preis wird beim Autofahren auf die Gesellschaft umgelegt, die für Straßen- und Parkplatzbau, die Folgen von Unfällen und die Umweltbelastung aufkommt. Es ist nicht einzusehen, warum diese Kosten auf alle verteilt werden, die für das Nutzen von Bussen und Bahnen aber nicht.

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