: Donald Trump droht Iran mit Auslöschung
Der US-Präsident verschärft die Rhetorik gegen die Regierung in Teheran. Beobachter in den USA spekulieren über seine politische Linie – und die Frage, ob es überhaupt eine gibt
Von Bernd Pickert
Nach einer rhetorischen Entspannung Ende vergangener Woche hat US-Präsident Donald Trump am Sonntag den Konflikt mit Iran neu angeheizt. Auf Twitter drohte Trump, wenn Iran wirklich kämpfen wolle, wäre dies das „offizielle Ende“ des Iran. Das Land solle niemals die USA bedrohen.
Einige Analysten hielten den Tweet des Präsidenten für eine Reaktion auf eine zuvor in der irakischen Hauptstadt Bagdad nahe der „Grünen Zone“ eingeschlagene Rakete. Deren Herkunft ist zwar unklar und verletzt wurde niemand, aber der Vorfall reiht sich ein in eine Serie kleinerer Angriffe auf Schiffe und Pipelines, für die zumindest Saudi-Arabien und die USA Iran verantwortlich machen.
Andere meinten, der US-Präsident habe wie so oft schlicht das Programm des rechten Kabelsenders Fox News verfolgt und wenige Minuten nach Ende eines Beitrages über Iran seinen Tweet abgesetzt. Ebenfalls auf Fox News sagte Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview, er wolle keinen Krieg. Er wolle einzig und allein verhindern, dass Iran in den Besitz von Atomwaffen komme.
Trump verglich in dem Interview die aktuelle Eskalation mit Iran mit derjenigen mit Nordkorea vor seinem ersten Treffen mit Diktatur Kim Yong Un im Juni vergangenen Jahres. Auch damals hatte Trump Nordkorea per Tweet und Video mit „totaler Auslöschung“ gedroht. Mit dieser Mischung aus Härte und Verhandlungsbereitschaft habe er erreicht, so Trump, dass dort seit nunmehr zwei Jahren kein Atomtest mehr stattgefunden habe.
Internationale Experten fürchten jedoch, dass Trump dieses Schema überreizt. „Wenn du immer drohst und die Leute merken, dass dem nichts folgt“, verliere ein Präsident seine Glaubwürdigkeit, sagte Jon B. Alterman vom Center for Strategic and International Studies der Washington Post.
Trump selbst scheint auf das Hin und Her seiner Äußerungen dagegen stolz zu sein: „Zumindest weiß Iran nicht, was sie denken sollen, was zu diesem Zeitpunkt eine gute Sache sein könnte“, schrieb Trump am Freitag auf Twitter – was prompt die Antwort des iranischen Außenministers Mohammad Dschawad Zarif nach sich zog, der ebenfalls auf Twitter schrieb, man wisse schon seit 1953, was man von den USA zu halten habe. Damals stürzte ein von den USA orchestrierter Militärputsch die demokratisch gewählte Regierung unter Premier Mohammad Mossadegh und installierte das Schah-Regime, das dann 1979 durch die islamistische Revolution von Ajatollah Chomeini hinweggefegt wurde.
Spekuliert wird in den US-Medien auch über ein mögliches Zerwürfnis zwischen Trumps Sicherheitsberater John Bolton, einem bekannten Hardliner und Regime-Change-Befürworter, und dem Präsidenten. Der scheint den Falken in seiner Regierung immer öfter zu widersprechen. Immerhin war er 2016 auch für das Versprechen gewählt worden, sich aus den Kriegen im Mittleren Osten zurückzuziehen.
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