Rollstuhl-Skater über seine Sportart: „Eine tolle Spielwiese“

David Lebuser hat es beim Rollstuhl-Skaten 2014 zum Weltmeister gebracht. Skaten und die Tricks auf den Rampen findet er immer noch geil.

David Lebuser skatet auf einem Reifen seines Rollstuhls

David Lebuser in Aktion Foto: Anna Spindelndreier

taz: David Lebuser, Sie sind der amtierende Deutsche Meister im WCMX, also dem Rollstuhl-Skaten. Was genau ist das?

David Lebuser: Es nennt sich WCMX, also Wheel Chair Motor Cross, obwohl es nichts mit Motoren zu tun hat. Es ist, was es ist: Skaten im Rollstuhl. In ganz normalen Skateparks versucht man genauso wie die BMX-Rider und Skater seine Tricks zu machen.

Auf Wikipedia steht, dass Sie deutscher Extremsportler seien. Sehen Sie sich als solcher?

Nein, aber ich bin generell nicht so ein Fan von Schubladen. Ich finde diesen Sport nicht extrem. Fallschirmspringen ist für mich eher Extremsport, aber das kommt auf den Blickwinkel an, schätze ich.

32, ist der erste professionelle Rollstuhlskater in Deutschland. Im Alter von 21 Jahren wurde er querschnittgelähmt. Er gibt auch Workshops für Rollstuhlfahrer.

www.sitnskate.de

Wie kamen Sie zum Skaten?

Als ich im August 2008 den Unfall hatte, wusste ich gar nichts über Rollstuhlsport. Zum Glück liefen gerade die Paralympics im Fernsehen. Ich war zu der Zeit noch ans Bett gefesselt. Als eine Physiotherapeutin irgendwann den Rollstuhl neben mein Bett schob, war das meine Befreiung. Während der Reha war mein erstes Ziel nicht, wieder laufen zu können, sondern selbstständig zu sein. Also bin ich Kanten gefahren und habe an Treppen geübt, rauf- und runterzukommen. Dann habe ich ein Video von Aaron Fotheringham gesehen, wo er im Rollstuhl sitzt und krasse Tricks auf den Rampen zeigt. Ich fand einfach geil, was der kann. Da habe ich erkannt, dass der Skatepark eine tolle Spielwiese ist.

Welche sportlichen Erfolge konnten Sie bisher schon feiern?

Also, letztes Jahr in Hamburg wurde ich Deutscher Meister in der höchsten Kategorie, und 2014 in Venice Beach wurde ich sogar Weltmeister. Seit 2012 nehme ich jedes Jahr an der Weltmeisterschaft teil, und seit 2015 wurde ich immer Dritter.

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Was genau kann man bei den International German WCMX Cham­pion­ships in Berlin am 18. Mai erwarten?

Es wird einerseits eine interna­tio­nale Gesamtwertung geben, aber auch eine deutsche Wertung, bei der die deutschen Meister ermittelt werden. Vormittags werden Workshops zum Rollstuhl-Skaten angeboten, und über den Tag verteilt gibt es verschiedene Qualifikationsrunden, bis dann nachmittags die Finals sind. Die Starter nehmen in vier Kategorien teil: Beginner, Intermediate, Frauen und Pro, wobei die Frauen auch in den anderen Klassen starten dürfen, nur nicht umgedreht.

Auf welches sportliche Ereignis bereiten Sie sich dieses Jahr sonst noch vor?

Auf die Weltmeisterschaften! Die sind dieses Jahr zum allerersten Mal nicht in den USA, sondern in Köln. Das ist was richtig Besonderes. Vom 31. August bis 1. September werde ich dort an den Start gehen.

Braucht man für diesen Sport extra Equipment oder kann man mit jedem Rollstuhl skaten?

Es ist schon besser im Skate-Rollstuhl zu fahren. Mittlerweile gibt es mehrere Hersteller, die richtige Skate-Rollstühle bauen. Leider aber keinen in Deutschland. Die für das Skaten ausgelegten Rollstühle sind stabiler und haben eine Federung, damit das Ganze nicht so auf die Wirbelsäule geht. Oft haben sie auch extra Rohre unter der Achse, damit man damit auf der Rail sliden und grinden kann.

Was ist ein Vorzug des Skatens?

Es gibt keine festen Trainingszeiten, sondern man trainiert einfach, wie man Bock hat, und die immer neuen Herausforderungen.

Und wann ist es besonders schön?

Im Sommer, wenn man in den Outdoor-Parks skaten kann, dann gehe ich manchmal fünfmal die Woche hin.

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