: AfD-Kandidatin fällt wieder durch
Auch im dritten Wahlgang kein Platz im Bundestagspräsidium
Aus Berlin Sabine am Orde
Die AfD-Kandidatin für das Amt der Bundestagsvizepräsidentin, Mariana Harder-Kühnel, ist im dritten Wahlgang erneut durchgefallen – und zwar noch deutlicher als in den Wahlgängen zuvor. 423 Abgeordnete stimmten gegen sie, nur 199 für sie. Es gab 43 Enthaltungen.
Es war der sechste Versuch der AfD, einen Sitz im Bundestagspräsidium zu besetzen. Dieser steht der Fraktion laut Bundestagssatzung zu. Zu Beginn der Legislaturperiode war der AfD-Abgeordnete Albrecht Glaser wegen seiner Äußerungen zur Religionsfreiheit für Muslime dreimal durchgefallen. Harder-Kühnel kann nun nicht noch einmal antreten, es sei denn, der Ältestenrat des Parlaments genehmigt es.
Die anderen Fraktionen hatten keine Empfehlung für die Abstimmung ausgegeben. Es könnte allerdings sein, dass Harder-Kühnel nicht einmal alle Stimmen aus den eigenen Reihen bekommen hat. Kurz vor der Wahl ließen sich zwei Abgeordnete vom Spiegel damit zitieren, die Kandidatin nicht wählen zu wollen – allerdings anonym. Die innerhalb der AfD-Fraktion als eher moderat geltende Politikerin sei enger mit dem rechten Flügel der Partei verdrahtet als bekannt.
Die Fraktionschefs von Union und FDP, Ralph Brinkhaus und Christian Lindner, hatten dagegen angekündigt, für Harder-Kühnel zu stimmen. Zahlreiche andere Abgeordnete hatten deutlich gemacht, grundsätzlich nicht für eine AfD-Politikerin zu votieren. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses verließ die AfD-Fraktion die Bundestagssitzung und versammelte sich. Schon im Vorfeld hatte ihre Spitze angekündigt, im Falle einer Niederlage rechtliche Schritte zu prüfen. Auch wolle sie künftig in jeder Sitzungswoche einen neuen Kandidaten für das Amt präsentieren.
kommentar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen