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„Der Tenor ist, wir würden indoktrinieren“

Die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ würde nie zu einer Demonstration aufrufen. Das müssen die SchülerInnen selbst tun

Eberhard Seidel,64, ist Soziologe, Journalist und Buchautor. Seit 2002 ist er Geschäftsführer von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Zwischen 1997 und 2002 war er bei der taz.

Interview Till Wimmer

taz: Herr Seidel, gibt es Widerstand gegen die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“?

Eberhard Seidel: Die AfD interessiert sich sehr stark für uns. In praktisch allen Bundesländern stellt sie parlamentarische Anfragen zu unserer Arbeit. Der Tenor ist, wir würden die Kinder indok­trinieren. Ein Antrag im Landesparlament von Sachsen-Anhalt ging so weit zu fordern, die Förderung der Landeskoordination solle gestrichen werden. Im Wahlprogramm der AfD in Bayern steht jetzt erstmals, dass unserer Arbeit beendet werden müsse.

An einer Schule, die Teil der Ini­tiative ist, wurde ein AfD-Funktionär vor zwei Jahren Schulleiter. Ist das kein Widerspruch?

Da vertreten wir den Standpunkt, dass, da die AfD eine zur Wahl zugelassene Partei ist, Beamte und Schulleiter auch das Grundrecht haben, Funktionen in dieser Partei auszuüben. Natürlich vertritt die AfD aus unserer Sicht Positionen, die die Gleichwertigkeit von Personen infrage stellen. Das widerspricht selbstverständlich den Werten und Normen unseres Netzwerkes und das werden wir auch immer deutlich machen.

Und wie wehren Sie sich gegen die AfD?

Wichtig für uns: Wir würden nie zu einer Demonstration aufrufen. Das widerspricht unserem Selbstverständnis. Denn wir sind eine Initiative, die von Schüler/innen ausgehen muss. Wir sind keine politische Partei, sondern ein unterstützendes Netzwerk von Landes-Koordinationen, die Schüler/innen bei ihren selbst gewählten Aktivitäten im Bereich Antidiskriminierung, Antirassismus und Aktivitäten gegen Homophobie und gegen jegliche Formen von Diskriminierung unterstützen. Wir sagen nie: Macht dies, macht das! Das widerspricht unserem Ansatz. Es geht darum, die emanzipativen Bestrebungen der Jugendlichen zu stärken.

Haben sich die Aktionen der Schüler in den letzten Jahrzehnten gewandelt?

Die Aktionen, die von Schülern ausgehen, sind bundesweit sehr unterschiedlich. Es kann sein, dass sie aktiv werden, weil in ihrer Region rechte Kameradschaften unterwegs sind. Aber auch Homophobie oder Mobbing aufgrund der sozialen Herkunft sind Auslöser für ihr Engagement. In den letzten Jahren sind vor allem die Themen der sexuellen Selbstbestimmung, des Antisemitismus und des antimuslimischen Populismus in den Vordergrund gerückt. Der klassische Rassismus ist jedoch nach wie vor ein Riesenthema.

Besonders an Schulen?

Es gibt keine rassismus- oder diskriminierungsfreie Zone, selbst in der taz nicht. Das wichtige ist ja, das ein Klima geschaffen wird, das so etwas nicht widerspruchslos hinnimmt, sondern eines, das auch von dem Bemühen beseelt ist, dem etwas entgegenzusetzen.

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