: Ende Gelände besetzt Tagebaue im Osten
Aktivisten bekräftigen Kritik am Kohlekompromiss und fordern Erhalt bedrohter Dörfer
Uwe Grosser, Leag
Von Michael Bartsch
Anders als die Umweltverbände, die den Kompromiss zum Kohleausstieg gebilligt haben, finden sich einige Gruppen von Klima- und Landschaftsschützern nicht mit der vorläufigen Weiterverbrennung von Kohle ab. Nach Demonstrationen in Berlin, Leipzig und im Westen Deutschlands besetzten „Ende Gelände“ und „Robin Wood“ am Montagmorgen auch Tagebaue in Sachsen und Brandenburg. Jeweils etwa 15 Aktivist*innen drangen noch vor Schichtbeginn in die Braunkohle-Abbaufelder von Schleenhain im Süden Leipzigs und Welzow-Süd und Jänschwalde in der Lausitz ein.
Dort wurden Bagger besetzt. Die Betriebsabläufe wurden dadurch zwar gestört, die Förderung selbst war aber nicht beeinträchtigt. Der Bagger in Schleenhain wurde bereits am frühen Nachmittag von der Polizei geräumt, die Besetzer festgenommen. In der Lausitz stand die Räumung am Nachmittag noch aus. Es sei für die Einsatzkräfte nicht so einfach, in die großen Höhen am Baggergerüst vorzudringen, schilderte Ende-Gelände-Sprecherin Nike Mahlhaus die Situation.
Als großes Ziel haben die Besetzer die Einhaltung des selbstgesteckten Ziels einer maximalen Atmosphärenerwärmung um 1,5 Grad im Blick. Die weitere Kohleverstromung gehe an diesem Ziel „um Milliarden Tonnen Kohlendioxid vorbei“, erklärten sie. Der Kohlekommission werfen sie „Versagen“ vor. Konkret geht es auch um den Erhalt der von Abbaggerung bedrohten Dörfer Pödelwitz südlich von Leipzig und Parchim in der Lausitz. Mit der „Bildsprache“ solcher Aktionen wolle man „Druck auf die Politik aufbauen“, sagte Sprecherin Mahlhaus.
Der Tagebaubetreiber Leag in der Lausitz äußerte Unverständnis. Ende Gelände und Sympathisanten zeigten, „dass ihnen an gesellschaftlicher Befriedung und Konsensbildung nicht gelegen ist“, wird Bergbauvorstand Uwe Grosser zitiert. Schließlich hätten ihre Vertreter mit am Tisch der Kohlekommission gesessen. Ein Sprecher bestätigte die Absicht der Leag, gegen die vorwiegend aus Berlin stammenden Besetzer Strafanzeige zu erstatten. Sie hätten ihren Willen „mit gewaltsamen und rechtswidrigen Mitteln“ durchzusetzen versucht. Bei einer Inhaftierung werde man die Auskunft über Personalien verweigern, kündigte Nike Mahlhaus für die Besetzer an. Sie rechne mit einer gesetzlich erlaubten 24-stündigen Haft. Nach der Freilassung werde man die Aktivist*innen gebührend empfangen.
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