das portrait: Der Politikersohn Jair Netanjahu hetzt in den sozialen Medien gegen Muslime
Jair Netanjahu, der Sohn von Regierungschef Benjamin Netanjahu, wünscht sich ein araberfreies Land Israel. Um Frieden zu erreichen, gebe es nur zwei Möglichkeiten, schrieb er auf Facebook. „Entweder alle Juden verlassen Israel oder alle Muslime gehen.“ Letzteres wäre ihm lieber.
Facebook löschte den Eintrag und blockierte den jungen Netanjahu für 24 Stunden, nachdem er den hetzerischen Eintrag vom Bildschirm abfotografierte und erneut postete. Der 27-Jährige setzte daraufhin seinen Kampf auf Twitter fort: „Die Gedankenpolizei der progressiven radikalen Facebook-Leute hat auch mich erwischt“, schrieb er. Das soziale Netzwerk veröffentlichte „endlos Seiten, die zur Vernichtung Israels und dem Mord an Juden aufrufen“. Die aber würden nicht „gegen die Regeln der Facebook-Gemeinde verstoßen“. Netanjahu junior appelliert deshalb: „Die Rechte in der ganzen Welt muss aufwachen.“
Die Araber, die Linken und die Medien sind Jair Netanjahus liebste Feinde. Um seinen Vater, „die klügste Person, die ich kenne, mein Idol und einer der größten Führer in der jüdischen Geschichte“, zu verteidigen, schlägt er auch gern mal über die Stränge. Er nennt Kritiker „Verräter“, die „sich stets auf die Seite des Gegners schlagen“. Den Mittelfinger hielt er Demonstranten hin, die seinen Vater einen „Dieb“ schimpften, als er vergangene Woche auf dem Weg zum Gericht war, wo er wegen übler Nachrede eine Wiedergutmachung einklagen wollte.
Mutter Sara Netanjahu und Sohn sind Stammkunden vor Gericht, als Kläger und als Angeklagte. Wie seine Mutter geriet auch Netanjahu junior wiederholt für seinen exzessiven Lebensstil, den er sich vom Staat oder Freunden der Familie bezahlen lässt, in die Schlagzeilen. Der australische Milliardär James Packer soll Jair Netanjahu für Monate in Hotels eingeladen haben, die er in Tel Aviv, New York und Colorado unterhält.
Journalisten werfen dem jungen Netanjahu vor, dass ihm Leibwächter und Chauffeur rund um die Uhr zur Verfügung stehen, was unüblich ist. In diesen Genuss kommt zwar auch der jüngere Bruder Avner, aber der bewegt sich viel stärker im Schatten der Öffentlichkeit. Zum Verhängnis wurde Jair Netanjahu ein Gespräch mit Freunden, das sein Fahrer aufzeichnete. Die drei angetrunkenen Männer, die eben aus einem Striplokal kamen, äußerten sich abfällig über Frauen. Jair Netanjahu entschuldigte sich anschließend für „diesen Unsinn“. Damit zog er seinen Kopf aus der Schlinge.
Ideologisch schätzen ihn Beobachter der Familie als deutlich rechts von seinem Vater ein. Wie seine Mutter soll auch Jair großen Einfluss auf den Regierungschef haben. „Sara spricht über ihn, als sei er der nächste Ministerpräsident“, zitierte die liberale Ha’aretz einen Likud-Politiker. Vorläufig ist der junge Netanjahu, der als Soldat in der Presseabteilung der Armee diente und anschließend internationale Beziehungen studierte, bei Schurat HaDin, einer NGO, die sich um die Opfer islamistischen Terrors sorgt, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Susanne Knaul
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