das portrait: Michael Dalheimerspielt den Politclown
Weil er Miniatur-Galgen ins Fenster seines Wohnhauses gestellt hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Kaltenkirchener Allgemeinmediziner Michael Dalheimer. Am Galgen hingen die Zettel „Reserviert – Angela ‚Mutti‘ Merkel“ und „Reserviert – Siegmar ‚Das Pack‘ Gabriel“. Die Galgen sind mittlerweile weg. Wegen der Ermittlungen erklärte Dalheimer seinen Rücktritt aus der Stadtvertretung und den Austritt aus der AfD.
Im März war er vom Kreisverband Segeberg noch auf Listenplatz 2 gewählt worden. Mit ihr werde eine Partei in die Stadtvertretung ziehen, die „mit dem gesunden Menschenverstand Sachfragen“ bearbeiten werde, versprach die AfD. Sie sei eine „bürgerlich-konservative Partei“ betonte der Kreisvorsitzende Heiko Evermann. Von allen Funktionsträgern sei ein entsprechendes Verhalten zu erwarten. Dazu gehöre auch, „sich immer zitierfähig zu äußern“. Das sei bei Dalheimer bei Weitem nicht der Fall gewesen.
Auf dem Portal „Politikstube.com“ hatte Dalheimer geschrieben, Ausländer seien „Tausende Zeitbomben unter uns“. Ein Bild des Münchner Kardinals Reinhard Marx kommentierte er mit dem Satz: „50.000,-....Der fette Kardinal spendet das Geld der Katholiken an die Schlepper im Mittelmeer“.
In einem Post über die Bundeswehr schrieb er laut dem Hamburger Abendblatt: „Für das Land, zu was die aktuelle Version an Führer und neue Herrenrassen dies am umbauen sind, zu einem zunächst linken Faschismus und späteren Fuselmanenpuff mit folgender Maximalpigmentierung, dafür kein Stück an Energie“. Ein Schreiben an die Kieler Nachrichten schloss er mit den Worten: „Es grüßt der Politclown und Faschist aus Kaltenkirchen, Dalheimer“.
Am 18. Oktober wehrte Dalheimers Fraktionskollege Marco Werner noch jede Kritik ab: Sein Kollege beherrsche nicht die Sprache der Politik und habe einen besondere Art des Humors. Angezeigt hat ihn schließlich der Direktor der Grundschule Lakweg, Arend Scharf, weil Dalheimer im August während einer Sitzung gesagt hatte: „Hüte dich vor Pfaffen, Schulmeistern und Arabern.“ Andreas Speit
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