petition der woche
: Wo einst Kunstpark Ost war, soll Housy McHouseface werden

Anlass der Petition Das Münchner Konzerthaus soll einen Spitznamen erhalten.

Das wollen die Initiatoren Mehr Raum und Aner­kennung für Subkultur.

Das wollen sie nicht Gentrifizierung.

Wenn junge Kulturschaffende umziehen, ist das oft kein freiwilliger Akt. Meist müssen sie: So wird nun in München auf dem Gelände des einstigen Kreativquartiers „Kunstpark Ost“ eine millionenschwere Konzerthalle für Mainstream-Events gebaut. Manch einer mag da nur noch bitter lachen – und als der Münchner Markus Mack bei einer Facebook-Umfrage der Süddeutschen Zeitung Housy McHouseface als Spitznamen für das neue Konzerthaus im Werksviertel Münchens vorschlug, war die Freude dementsprechend groß. Fast 1.000 Likes bekam der Kommentar, eine Zahl, die Mack dazu veranlasste, offiziell für den Namen zu petitionieren.

Der nicht ernst gemeinte Name ist eine Hommage an die vielen McFace-Namen, die seit einer britischen Onlineabstimmung 2016 in die Welt kamen. Binnen kurzer Zeit war damals der witzig gemeinte Vorschlag „Boaty McBoatface“ für die Benennung eines Forschungsschiffs zum Favoriten geworden. Das Schiff taufte man nicht so, stattdessen aber sein zugehöriges Tauchboot. Der Name wurde zum Running Gag. In Schweden fährt inzwischen ein Trainy McTrainface und in Australien rannte mal ein Horsey McHorseface.

Derweil geht es Mack um viel mehr als um einen witzigen Nicknamen: „Als ich gesehen habe, was in München geplant ist, einer Stadt, die sowieso mit dem Image zu kämpfen hat, dass Subkulturen kaum Platz geboten werden, hat das das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Das Konzerthaus werde auf Kosten eines alternativen Kultur- und Veranstaltungszentrums gebaut: Das Gelände, das einst die Kultfabrik – den ehemaligen Kunstpark Ost – sowie die Optimolwerke beherbergte, war laut Mack vor allem ein zentral liegender Anlaufpunkt für junge Kreative.

2016 lief der Pachtvertrag aus, und nun wird hier ein komplett neues Viertel gebaut – samt Schule, Gastroeinrichtungen und Hotel. „Die Stadt hat ja versprochen, Kulturschaffenden mehr Platz zu geben, allerdings wurde dabei verschwiegen, dass dafür ein Großteil der etablierten Kultur, die es seit 20 Jahren gab, einfach zerstört wird.“

Grundsätzlich habe Mack ja gar nichts gegen die Bauplanung, im Gegenteil: „Dass die Stadt sich entwickelt, ist natürlich eine gute Sache.“ München brauche das Konzerthaus, und es werde ja auch Platz für neue Kultur geschaffen. Allerdings nur für bestimmte Kultur, „von Klassik bis zu Jazz und Weltmusik“, so verheißt der Onlineauftritt der künftigen Spielstätte. Für Mack hat dies „den bitteren Beigeschmack, dass die Stadt eigentlich keinen neuen Platz für Kultur schafft, sondern eine bestehende durch eine ersetzt, die den hiesigen Politikern liebsamer ist“. Einzig das Container Col­lec­tive, das übereinander gestapelte Container zu Räumen für Gastro, Handwerk und Clubs umgestaltet, bleibt auch im neuen Werksviertel eine Anlaufstelle für Subkultur – als Zwischennutzung, befristet auf drei Jahre. „Eine Entwicklung, die ich mit Sorge beobachte, weil man sich ständig einen neuen Platz suchen muss“, sagt Mack.

Andreas Grömling, Pressesprecher des Werkviertels, weist die Kritik zurück: „Die ungewöhnliche Verbindung von Neu und Alt und das intensive Zusammenspiel zwischen Wohnen, Leben und Arbeiten machen das Werksviertel schon jetzt zu einem spannenden, dynamischen Ort mit viel Platz für Entfaltung und Kultur.“ Leonie Ruhland