das portrait: Der Grüne Ludwig Hartmann ist alt genug, um Söder ins Wort zu fallen
Als Ludwig Hartmann am 20. Juli sein 40. Lebensjahr vollendete, ahnte er noch nicht, dass diesem Umstand bald eine besondere Bedeutung zukommen würde. Aber 40 ist in Bayern das Mindestalter für das Amt des Ministerpräsidenten; und wer sich mit Ministerpräsident Markus Söder duellieren wolle, befand nun der Bayerische Rundfunk, müsse schon auch die formalen Voraussetzungen für dessen Nachfolge erfüllen.
So wurde Hartmann, der mit der 33-jährigen Katharina Schulze das Spitzenduo der Grünen für die bayerische Landtagswahl bildet, ganz unverhofft zum Kandidaten fürs höchste Amt im Land.
Am Mittwochabend um 20.15 Uhr darf Hartmann nun das TV-Duell bestreiten – sehr zum Ärger von SPD und Freien Wählern, die im derzeitigen Landtag stärker vertreten sind als die Grünen, in allen Umfragen aber weit hinter ihnen liegen.
Einmal wäre Hartmann ja schon fast Regierungschef geworden. Gut, nicht von Bayern, aber immerhin von seiner Heimatstadt Landsberg am Lech. 2012 wollte er dort Oberbürgermeister werden und musste sich nur knapp in der Stichwahl geschlagen geben.
Hartmann ist familiär vorbelastet. Schon seine inzwischen verstorbene Mutter prägte die Landsberger Grünen, Vater und Bruder sind dort noch immer im Stadtrat. Und Hartmanns Tante, Ruth Paulig, war eine der Gründungsmütter der bayerischen Grünen und selbst von 1998 bis 2000 schon mal Fraktionschefin im Landtag.
Seit 2008 ist Hartmann nun im Landtag, seit fünf Jahren an der Fraktionsspitze. Hier wirkt er neben seiner lauten Partnerin Schulze mitunter etwas bedächtig. Dabei haben seine Landtagsreden durchaus Witz – und die Garantie, dass das Bienensterben darin vorkommt.
Zuletzt machte der Experte für Energie- und Umweltfragen vor allem mit seinem Kampf gegen den Flächenfraß in Bayern von sich reden – auch wenn das von ihm initiierte Volksbegehren im Juli zunächst vor dem Verfassungsgerichtshof scheiterte.
Inzwischen ist der für grüne Verhältnisse geradezu penetrante Anzugträger und Vater eines dreijährigen Sohnes längst in München heimisch geworden, wo er sich nun begründete Hoffnung auf ein Direktmandat macht.
Hartmann galt lange als energischer Verfechter von Schwarz-Grün, doch wenige Monate vor der Wahl am 14. Oktober erteilte er einer Koalition mit der CSU unter Söder wegen dessen Rechtskurs eine Absage. Schweren Herzens, denn eigentlich findet Hartmann Opposition schon auch irgendwie Mist: „Ein Ministerjob würde mir mehr liegen als der Oppositionsführer“, sagt er.
Im Wahlkampf gehe es nun erst mal darum, das grüne Spitzenduo im Land bekannt zu machen, kündigte Hartmann jüngst an. Laut letztem Bayerntrend kennen ihn nur 30 Prozent der bayerischen Wähler. Es gibt also Luft nach oben. Da kommt so ein Duell zur Primetime im Fernsehen tatsächlich nicht ungelegen.
Dominik Baur
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