piwik no script img

petition der wocheBluten für den guten Zweck – darf man aber erst ab 18 und als Hetero

Anlass der Petition Blutspenden geht erst ab 18

Das wollen die Initiatoren Eine Studie zu Gefahren für Kinder & Jugendliche

Das wollen sie wirklich Gleiche Rechte wie die Alten

Nur ein kleiner Piekser, tut auch gar nicht weh: 15.000 Blutspenden werden durchschnittlich an einem Tag in Deutschland benötigt. Für die Behandlung von Krebspatienten werden die Konserven gebraucht, für die Transplantationsmedizin, im Kreißsaal und in vielen anderen Fällen. 80 Prozent der Deutschen brauchen laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) einmal im Leben eine Blutkonserve. Man setzt seit vielen Jahren auf freiwillige Spenden, doch die Zahlen sind in den letzten Jahren zurückgegangen.

2017 gab es laut dem Paul-Ehrlich-Institut 3,97 Millionen Blutspenden. In den Jahren zuvor waren es noch über 4 Millionen. Insgesamt spendet nur 3 Prozent der deutschen Bevölkerung Blut, meint das DRK, es müssten aber 6 Prozent sein.

Tizian Schatz bringt nun einen neuen Bevölkerungsanteil ins Gespräch. Denn er und alle anderen in seinem Alter dürfen nicht spenden. Schatz ist 16 Jahre alt. Blut abgeben darf man aber erst ab 18. Warum das so ist, scheinen die Verantwortlichen selbst nicht so genau zu wissen. Es gibt zwar ein in Folge des Bluterskandals entstandenes Transfusionsgesetz, das sieht aber keine Altersgrenze vor. Die genauen Richtlinien zur sogenannten Hämotherapie, wie die Erstellung von medizinischen Blutprodukten fachsprachlich heißt, werden seit 1998 von der Bundesärztekammer und dem Paul-Ehrlich-Institut festgelegt, also auch die Frage, wer spenden darf und wer nicht. Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen zum Beispiel nicht.

Auf Nachfrage verweist die Ärztekammer auf das DRK. Das wiederum verweist auf den Blutspendedienst, der mit dem Prinzip der Eigenverantwortung argumentiert. Die habe man jedoch erst, wenn man volljährig ist. Susanne Stöcker, Pressesprecherin vom Paul-Ehrlich-Institut, sagt, dass der Mensch rein aus Erfahrung erst mit 18 Jahren vollkommen entwickelt sei. „Bei den im Rahmen einer Diskussion von Fachleuten beschlossenen Richtlinien geht es nicht nur um die Gesundheit des Empfängers, sondern auch um die des Spenders.“

Tizian Schatz versteht das nicht. „Es gibt keine Fakten zu dem Thema. Man weiß nicht, ob es schädlich ist.“ Ganz im Gegenteil. Alle, die spenden möchten, werden vorher auf Eignung untersucht. Viele der Minderjährigen verfügen auch über das Mindestgewicht von 50 Kilo. Außerdem wird das gespendete Blut geprüft.

Genau darin vermutet Schatz einen Vorteil: „Man wird ja immer erst vom Arzt durchgecheckt. Dadurch können mögliche Krankheitserreger frühzeitig entdeckt werden.“ Doch der junge Mann möchte vor allem Menschenleben retten: „Schon als ich klein war, war ich fasziniert davon, anderen zu helfen kann, ohne selbst negative Erfahrungen zu machen.“ Deshalb hat Schatz eine Petition gestartet. Die richtet sich an Gesundheitsminister Jens Spahn und fordert eine Studie über die Vor- und Nachteile von Blutspenden im jungen Alter.

Seine Auffassung verdeutlicht Schatz mit einem Zitat der Chefärztin des Österreichischen Roten Kreuzes, Katharina Pils: „Das Alter wird heute nicht mehr nach dem Geburtsdatum, sondern nach dem körperlichen, psychischen und sozialen Status beurteilt.“ Pils sprach hier zwar von Menschen im hohen Alter. Aber das kümmert Schatz wenig. „Das trifft meiner Meinung nach auch auf Jugendliche zu.“Leonie Ruhland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen