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die dritte meinungDie Konsequenz des Hitzesommers muss ein schneller Kohleausstieg sein, sagt Luisa Neubauer

Luisa Neubauer

arbeitet bei der Organisation 350.org, die weltweit Klima-Mobilisierungen initiiert. Am Samstag werden in 80 Ländern weltweit Menschen gleichzeitig auf die Straßen gehen und schnellen Klimaschutz fordern. Auch in Deutschland sind über 30 Aktionen angemeldet.

Der Sommer lud ein, die unbequemen Fragen der Klimakrise anzugehen. Die Debatte, die folgte, führte zielstrebig an dem Kern der Problematik vorbei. Es ist schizophren den von der Dürre betroffenen Landwirt*innen zur Hilfe zu eilen während RWE die Rodung des Hambacher Forstes vorbereitet, um weiter ungestört Braunkohle abbauen zu können.

Niemals zuvor war es in Deutschland so lange so trocken und so heiß. Es folgten extreme Ernteausfälle, quer durch die Republik. Die Debatte um die Einbußen drehte sich um ein einfaches Szenario: Der Sommer war zu trocken, den Landwirt*innen drohen finanzielle Verluste in Milliardenhöhe. Forderungen nach Kompensation wurden laut. Der Bundestag debattierte, der Landtag tagte, die Bundeslandwirtschaftsministerin forderte konkrete Zahlen. Und weiter im Programm, fatalerweise.

Eine konsequente Antwort auf den deutschen Extremsommer wäre eine ernsthafte Debatte um einen schnellen Kohleausstieg, den Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren und gute Tarifverträge in diesem noch neuen Sektor. Doch während die Kohle-Kommission in Berlin ihre Arbeit aufnimmt, werden in den Ländern Kohle-Förderlizenzen über 2030 hinaus vergeben. Auch der Hambacher Forst droht für die Braunkohle gerodet zu werden. Dabei wird in den Braunkohlekraftwerken im Rheinland mehr CO2 emittiert als an irgendeinem anderen Ort in Europa.

Denn selbst wenn die Ernteausfälle dieses Jahr noch kompensiert werden können, werden die Extremereignisse in den nächsten Jahren unweigerlich zunehmen. Das ist die Logik der Klimakrise. Kohle, Öl und Gas müssen im Boden bleiben, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch zu verhindern. Das ist unbequem ja, und alternativlos. Die Bundesregierung scheint das noch nicht begriffen zu haben. Aus diesem Grund ist ein konsequentes Einlenken und massiver Druck aus der Zivilgesellschaft jetzt dringend notwendig. Der Hambacher Forst ist ein Symbol für diese Auseinandersetzung. Wenn es gelingt dessen Rodung zu verhindern, wäre politisch viel gewonnen.

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