: Angst vor Bienentod
Umweltminister kümmern sich um Artenvielfalt
Politik ist manchmal so fürchterlich banal: Zum Auftakt der Umweltministerkonferenz in Bremen schenkte der Umweltsenator der Hansestadt, Joachim Lohse (Grüne), dem städtischen Bürgerpark einen Bienenbrutkasten. Die Lokalpresse kam – und verbreitete am Donnerstag prompt die Botschaft, die Chefs der Umweltressorts der Bundesländer kümmerten sich bei ihrem Treffen ganz besonders um den Fortbestand einer zunehmend gefährdeten Spezies: der Honigbiene.
Tatsächlich widmet sich nun auch die ganz große Politik dem Erhalt des Summenden – und das ist neu. Seit Jahren hatten Experten vor dem großen Insektensterben gewarnt, aber erst seitdem die Biologen des Entomologischen Vereins Krefeld im Sommer 2017 mit einer Studie die Öffentlichkeit aufschreckten, hat das Thema an Relevanz gewonnen. Drei Jahrzehnte lang hatten Tierfreunde für ihre Untersuchung die Menge der Insekten in Naturschutzgebieten gemessen. Drastisches Ergebnis: 2017 war die Biomasse in den Messbechern um 75 Prozent kleiner als 1987.
Im Koalitionsvertrag widmet sich die Groko nun Insektenschutz und biologischer Vielfalt, was sogar sonst kritische Naturschutzverbände erfreut. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bezeichnete die Bienen in ihrer Regierungserklärung gar als „systemrelevant“.
Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will nun in Bremen ihr „Aktionsprogramm Insektenschutz“ auflegen, um die Lebensbedingungen für Sumsefrauen und -männer zu verbessern. Laut einem unveröffentlichten Bericht des Bundesamts für Naturschutz (BfN) gelten von 8.000 Insektenarten in Deutschland 42 Prozent als bestandsgefährdet, extrem selten, bereits ausgestorben oder verschollen.
Hauptursache sei der Verlust von Lebensräumen. Aber auch Pflanzengifte sowie Schadstoffe in Böden und Gewässern hätten viele Arten an den Rand des Aussterbens gebracht. „Dieser Artenschwund findet nicht in fernen Ländern statt, sondern direkt vor unserer Haustür“, sagte Schulze. Im Sommer sollen mit den Bundesländern die Details eines bundesweiten Insektenmonitorings abgestimmt werden. In ganz Deutschland sollen dann Insektenarten gefangen, bestimmt und mengenmäßig erfasst werden. Immerhin ein Anfang. (ufo,ksc)
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