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Angekommen im Mittelfeld

Für Turbine Potsdam endet eine mäßige Saison. Dabei wäre für die Kickerinnen mehr drin gewesen

Immerhin: Kämpferisch macht den Turbinen so schnell niemand was vor

Von René Hamann

Die Saison ist zu Ende. Im letzten Spiel gegen den SC Sand ging es für die Frauen von Turbine Potsdam um nichts mehr. Dennoch sprang am Ende nach kämpferisch überzeugender Leistung ein gerechter 3:1-Sieg für die Turbinen heraus. Die Torschützinnen waren Felicitas Rauch (Elfmeter, 30. Minute) sowie Sarah Zadrazil und Lara Prasnikar mit einem Doppelschlag kurz vor Schluss (81. und 82. Minute).

Der Gast aus Baden war zwar bereits nach zwei Minuten in Führung gegangen durch einen perfekt vorgetragenen Konter, den Verena Aschauer abschließen konnte. Insgesamt überließen die Badenerinnen den Gastgeberinnen aber zu sehr das Feld. Turbine beherrschte das Spiel, konnte aber selbst Hochkaräter nicht in Tore ummünzen.

Genau das war es auch, was Trainer Matthias Rudolph in der anschließenden Pressekonferenz anmahnte: die Chancenverwertung. „Das Spiel war typisch für die ganze Saison“, sagte er: oftmals frühe Rückstände, danach meist zu viele Chancen versiebt. „Insgesamt kann man mit der Saison zufrieden sein. Es hätte aber mehr drin sein können.“ Tatsächlich landete Turbine Potsdam am Ende auf Rang 4 der Bundesliga.

Doch von den Spitzenteams Wolfsburg und Bayern ist man inzwischen weiter entfernt, als es Rang und Punktezahl aussagen. Den SC Freiburg, der in der nächsten Saison noch weiter oben angreifen möchte, musste man vorüberziehen lassen; die SGS Essen konnte man eben noch distanzieren.

Im Grunde zeigte das Spiel gegen die Vorjahrspokalfinalistinnen aus Sand, was die Stärken der Frauen aus Potsdam sind und wo es hapert. Kämpferisch macht den Turbinen so schnell niemand was vor. Auch die Staffelung stimmte: Johanna Elsig ist eine Abwehrspielerin mit viel Übersicht, Nina Ehegötz, Rahel Kiwic und Sarah Zadrazil üben über die Flanken Druck aus.

Doch Kapitänin Lia Wälti feierte ihren Abschied, und Kult­spielerin Svenja Huth verbreitet nicht mehr so viel Angst und Schrecken wie in ihren besten Tagen. Der Ausblick müsste also viel ernüchternder ausfallen. Aber der sympathische Verein aus der brandenburgischen Hauptstadt hat treue und – wohl im Gegensatz zum Bruderverein SV Babelsberg 03 – politisch einwandfreie Fans.

Kurz- bis mittelfristig wird sich Turbine mit der Konkurrenz aus dem Mittelbau der Liga herumschlagen müssen, also mit den anderen Frauen­klubs aus Sand, aus Essen, aus Frankfurt, aus Duisburg. Sollten die TSG Hoffenheim und der Aufsteiger Bayer Leverkusen noch weiter in ihre Frauenabteilungen investieren, wird Turbine auch diese vorbeiziehen lassen müssen. Mit professionellen Strukturen nah an der Bundesliga der Männer kann der Klub trotz aller Tradition auf Dauer nicht mithalten.

Das zeigt die Zuschauerzahl: Am Sonntag kamen 1.627 Menschen; das zeigt die Zahl der Verabschiedungen. Fünf Spielerinnen wurden mit Sekt, eingerahmten Trikots und Fotomontagen hinter Glas rührend verabschiedet. Auf die Neuen wartet man noch.

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