Berichterstattung zu AfD- & Gegendemos: Einfach sagen, was sie tun

Das Presseecho zu den Protesten am Sonntag in Berlin war groß. Doch anstatt neutral zu berichten, übernahmen viele Medien das Framing der Rechten.

Viele Menschen, ein großes Auto mit Regenbogen- und pinken Fahnen, im Hintergrund die Siegessäule

Alles Nazis? Vielleicht sollten ein paar Kolleg*innen mal genauer hingucken … Foto: imago/Emmanuele Contini

Demonstrationen mit glänzenden Fahnen, Technomusik oder auf der Spree: Die Gegenproteste zur AfD-Demo waren kreativ, laut und groß. Nach Polizeiangaben stellten sich 25.000 Menschen gegen den rechten Aufmarsch, an dem 5.000 Menschen teilnahmen. Doch nicht nur zehntausende Gegendemonstrant*innen zog es auf die Straße, sondern auch viele Journalist*innen.

Eine ausgewogene Berichterstattung kam nur in seltenen Fällen dabei heraus – bei vielen liest es sich, als hätte Gauland es ähnlich formulieren können. So ist der Demobericht auf tagesschau.de mit der Überschrift „Systemkritik trifft auf bunten Protest“ versehen. RTL.de titelte „AfD demonstriert für ‚Freiheit und Demokratie‘: Zehntausende Berliner gehen dagegen auf die Straße“.

Doch was die AfD am Sonntag vor dem Brandenburger Tor kundtat, hatte nichts mit Systemkritik, Freiheit oder Demokratie zu tun. Stattdessen hetzten sie wie gewohnt gegen Geflüchtete und Angela Merkel. Neben Deutschlandfahnen schwenkten sie Transparente und Schilder mit Sprüchen wie „Kein Pass – kein Eintritt“ oder „Der Islam gehört nicht zu Europa“.

Viele Medien übernahmen gedankenlos das politische Framing der AfD. Zahlreiche User*innen, unter ihnen auch der Berliner Kultursenator Klaus Lederer, hatten die „Tagesschau“ auf ihren Euphemismus „Systemkritik“ hingewiesen, doch auch einen Tag später findet sich die gleiche Überschrift über dem Artikel.

Die Nachrichtenseite n-tv.de setzte noch einen drauf: Sie kam bei der Gegenüberstellung von AfD-Demo und Gegen­protest zu dem Schluss: „Nazis überall.“ Auch mit dieser Überschrift bediente sie ein ­Framing der Rechten. Die AfD ist dafür bekannt, sich als Opfer zu inszenieren und Wirklich­keiten umzukehren.

Dass Demonstrierende ihre Veranstaltung mit Zwischen- und Buhrufen stören wollten, sehen sie als Einschränkung der Meinungsfreiheit. Ergo: Die Demonstrant*innen sind Nazis. Ob nun Sprüche wie „Ganz Berlin hasst die AfD“ wirksam sind, ist diskutabel. Doch zu ­einem Nazi machen sie einen definitiv nicht.

Wer Framings der Rechten übernimmt, spielt ihnen in die Hände und macht sie so am Ende doch zu den Sieger*innen der Tages. Dabei ist die Lösung einfach: Nicht aufschreiben, was die Rechten sagen, was sie tun. Sondern das, was sie wirklich tun.

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