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Verstöße gegen den Tierschutz17 tote Kühe im Stall

Aktivisten berichteten von Kadavern auf einem Hof bei Stendal. Bei einer Kontrolle fand das Amt nichts, danach lagen die toten Kühe immer noch da.

Das Kontrollsystem in der Milchviehhaltung funktioniert nicht, sagen die Tierschützer Foto: dpa

Berlin taz | „Wir brauchen keine selbsternannte Stallpolizei, die die Einhaltung des Tierschutzes kontrolliert“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Montag der Neuen Osnabrücker Zeitung. Es sei Aufgabe des Staates, Landwirt*innen zu belangen, die ihre Tiere schlecht halten. Ein neuer Fall aus dem sachsen-anhaltinischen Demker bei Stendal stellt den Kontrollwillen des Staates jedoch infrage. Am Mittwoch veröffentlichte der Verein Soko Tierschutz Bilder von 17 verwesenden Kuhkadavern im Milchviehbetrieb Geven & Rabelink.

Die Tierschützer*innen hielten weitere erschreckende Bilder fest, unter anderem ein Video von einem Kalb, das unter den Gülleschieber gerät. Dem Mitteldeutschen Rundfunk zufolge, handelt es sich bei dem Material eindeutig nicht um Fälschungen. Die zuordenbaren Ohrmarken der Kühe bewiesen dies. Dem Bericht zum Trotz, findet der Bauernverband Sachsen-Anhalt, dass Zweifel an der Echtheit der Videos nach wie vor angebracht seien. „Da bleibt ein Geschmäckle“, sagte ein Sprecher der taz.

Der Verein Soko Tierschutz sagte der taz, er habe dem Betrieb über vier Wochen verteilt zwischen März und April rund zehn Besuche abgestattet. Anfang April meldete er die dokumentierten Verstöße beim zuständigen Veterinäramt in Stendal. Die Behörde sei sehr zögerlich tätig geworden, habe dann jedoch eine unangekündigte Kontrolle im Betrieb vorgenommen.

Der Landkreis sagte dem MDR, dass dabei keine wesentlichen Tierschutz- und Hygienebedenken aufkamen. Kadaver seien nicht gefunden worden. In dem Betrieb seien lediglich mehrere Tiere nicht gesund, Tierärzte seien zu spät oder gar nicht hinzugezogen worden und Kühe seien außerdem ohne tierärztliche Aufsicht enthornt worden. Zudem sei der Behörde eine hohe Todesrate aufgefallen: Von 700 Kühen seien seit Anfang des Jahres 46 verstorben.

Friedrich Mülln von Soko Tierschutz berichtete der taz, dass die Ende März entdeckten Kadaver zwei Tage nach der amtlichen Kontrolle immer noch an denselben Stellen gelegen hätten. Er vermutet mehr als Behördenversagen. „Das Veterinäramt ist in diesem Fall Mittäter“, so Mülln. Deshalb erstattete die Organisation nicht nur Strafanzeige gegen den Betreiber, sondern auch gegen die Behörde. Doch ein solches Verfahren könne Jahre dauern. Größere Wirkung erhofft er sich daher von der Entscheidung der Milchwerke Mittelelbe, keine Milch mehr von dem Betrieb zu beziehen.

„Das System, wie wir es jetzt haben, funktioniert nicht“, sagte die Tierärztin und Grünen-Politikerin Ophelia Nick. Ihre Partei fordert eine Neustrukturierung der Tierschutzkontrollen. Ministerin Klöckner will jedoch nichts Grundlegendes ändern. Sie appellierte an die Bundesländer, ausreichend Kapazitäten für Tierschutzkontrollen zu stellen. Im Fall der Geven & Rabelink GbR gab es diese Kapazitäten zwar. „Whistleblower“ brauchte es für einen funktionierenden Tierschutz dennoch.

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3 Kommentare

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  • Ist es nicht verpflichtend, ein Verbrechen anzuzeigen, wenn man davon Kenntnis bekommt? Wie an diese Informationen gelangt wird, steht auf einem zweiten Blatt. Im Zweifelsfall müßte der Anzeiger im obigen Fall sich für den Einbruch vor Gericht rechtfertigen.

    Ein Verbrechen aber zu negieren, weil es Frau Julia Klöckner nicht interessiert, ist der falsche Weg.

  • "Es sei Aufgabe des Staates, Landwirt*innen zu belangen, die ihre Tiere schlecht halten."

    Julia Klöcknerners Aussage ist typisch für die Ignoranz gegenüber den traurigen, bestiaslischen und tierverachtenden Haltungsbedingungen insbesondere aus der Massentierhaltung. Der Staat gibt sich als lohnender Partner einer gigantischen Fleisch- und Milchproduktionsindustrie. Es geht dem Staat allein um Wirtschaft. Nicht um Tierwohl. Und Politiker sind selber in den meisten Fällen leidenschaftliche Fleisch- und Kuhbabymilchvertilger, die kaum ein Interesse am Tierschutz bezüglich Nutztiere haben. Weil sie dann die gesamte Billigtierproduktherstellerlobby am Hals haben und erzürnte, beleidigte Bürger, denen man das Billigwurstessen und Babymilchtrinken madig macht.

    Gut daß es mutige, nicht lobbygesteuerte Tierschützer gibt, die mit zivilem Ungehorsam die Bilder aus den Tierfabriken liefern, die Politiker nur zu gerne verschweigen. Und der brave, naive, konsumverblendete Billigproduktkonsumbürger guckt sich lieber die idyllischen albernen Kuh-, Bauernhof- und Almwiesenbildchen auf sämtlichen Tierproduktverpackungen an und glaubt an edle Politiker mit ihren Tierwohlinitiativen. Dieser Unfug wird auch noch den Kindern in Bilderbüchern erzählt, darf man die zarte Kinderseele doch nicht belasten.

    Tierprodukte konsumieren heißt mehr oder minder immer Tierquälerei. Politiker und Konsument wollen es nur einfach nicht wahrhaben. Wer gibt schon gerne ein Verbrechen an Geschöpfen zu.

    Die Aussage von Julia Klöckner verkommt zur reinen Heuchelei und ist nichts anderes als pure Volksverdummung.

    • @Traverso:

      Hauptsache Sie haben Recht und 90% der Bevölkerung haben Unrecht