piwik no script img

Ein Herz für Jesiden

Nach Bekanntwerden eines Korruptionsverdachts im Bamf kündigt Seehofer Untersuchungen an

Von Karolina Meyer-Schilf

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will den Korruptionsverdacht im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) genauestens prüfen lassen. Er wolle in dieser Woche eine unabhängige Untersuchung anordnen, sagte der CSU-Chef am Samstag dem ZDF. „Ich möchte wissen, ob es hier Systemmängel gibt, die solche Dinge ermöglichen.“ Sollte es diese geben, müsse das Bamf reformiert werden.

Ein Rechercheverbund aus Journalisten von NDR, Radio Bremen und Süddeutscher Zeitung hatte am Freitag einen Fall von Korruptionsverdacht in der Bremer Außenstelle des Bamf aufgedeckt. Deren ehemalige Leiterin soll in rund 1.200 Fällen positive Asylbescheide ausgestellt haben, obwohl sie nicht zuständig war und die Rechtsgrundlage fehlte. Asylbewerber sollen extra mit Bussen nach Bremen gebracht worden sein. Nun wird nicht nur gegen die inzwischen suspendierte Leiterin, sondern auch gegen drei Rechtsanwälte aus Bremen, Oldenburg und Hildesheim sowie gegen einen Dolmetscher wegen Bestechlichkeit und „bandenmäßiger Verleitung zur missbräuchlichen Asylantragstellung“ ermittelt.

Worin genau die Korruption, also Bestechlichkeit, bestanden haben soll, ist jedoch noch unklar: Die Rede ist bislang von Einladungen in Restaurants, von denen die Regierungsdirektorin profitiert haben soll. Die Fälle datieren in die Jahre 2013 bis 2016. Die damalige Leiterin der Bremer Bamf-Außenstelle, Ulrike B., teilt zumindest auf Twitter offensiv die Positionen von Pro Asyl und macht auf die prekäre Lage verfolgter Jesiden aufmerksam. Bei den ihr nun zur Last gelegten mutmaßlich rechtswidrigen Asylbewilligungen handelte es sich ebenfalls größtenteils um die von Jesiden. Vieles deutet also darauf hin, dass hier nicht die Aussicht auf schöne Restaurantbesuche den Ausschlag gab, sondern persönliches Engagement für die in ihren Heimatländern verfolgten Jesiden. (mit dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen