: Ungebremst am Steuer
In Cuxhaven fährt ein junger Mann mit seinem Auto in eine Menschengruppe. Nun steht er vor Gericht
Ein Mann rast ungebremst mit einem Auto in eine Menschengruppe vor einer Diskothek in Cuxhaven. Die Szene erinnert zunächst an einen Terroranschlag. Nun muss der 29-Jährige sich vor dem Landgericht Stade wegen versuchten Mordes in sieben Fällen sowie gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Auto am 29. November 2017 vor der Diskothek „Flair“ in der Cuxhavener Innenstadt bewusst in die Menschen gelenkt und ihren Tod damit „zumindest billigend in Kauf“ genommen zu haben.
Sieben Besucher der Diskothek wurden damals zum Teil schwer verletzt. Ein junger Mann erlitt unter anderem eine Schädelprellung, eine Gesichtsschädelprellung sowie Verletzungen an beiden Schultern. Er sei „bis auf Weiteres arbeitsunfähig“, hieß es in der Anklage.
Der Tat soll ein Streit zwischen dem Beschuldigten und seinen Freunden vorausgegangen sein. Laut Anklageschrift hätten sie in dem Club „größere Mengen Alkohol konsumiert“. Als die Diskothek schloss, sei eine Diskussion über die Fahrtüchtigkeit des Angeklagten entbrannt, der zu diesem Zeitpunkt „stark alkoholisiert“ und „zunehmend aggressiv“ gewesen sei.
Daraufhin sei er in sein Auto gestiegen und „ungebremst mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Stundenkilometern gezielt auf die Personengruppe“ zugesteuert, so der Staatsanwalt weiter. Etwa fünfzig Meter nach dem Zusammenprall sei er mit einem Betonpoller kollidiert und das Auto zum Stehen gekommen. Anschließend habe er Zeugen mit einem „Klappmesser mit einer sechs bis acht Zentimeter langen Klinge bedroht“, hieß es in der Anklageschrift. Die Polizei stellte später einen Blutalkoholwert von 1,97 Promille fest.
Zu den Vorfällen wurden am Montag mehrere Zeugen befragt, die allesamt mit dem Angeklagten befreundet und in der Tatnacht mit ihm zusammen in der Diskothek waren. Ein ehemaliger Mitbewohner des Angeklagten sagte aus, der 29-Jährige sei „total betrunken“ und seine Worte „nicht mehr verständlich“ gewesen. Dies sei nicht das erste Mal gewesen, dass er ihn so erlebt habe.
Den Zusammenstoß mit der Menschengruppe sah nach eigenen Angaben keiner der Zeugen. Sie seien jedoch davon überzeugt, dass der Angeklagte die Opfer nicht absichtlich angefahren habe, sondern einfach viel zu betrunken gewesen sei.
Der Angeklagte selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Am kommenden Verhandlungstag Anfang April sollen erneut mehrere Zeugen gehört werden. (dpa)
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