Auf der Sicherheitskonferenz in München: Polizeischutz für Cem Özdemir
Der Grünen-Politiker war im selben Hotel untergebracht wie Teile der türkischen Delegation. Die sollen sich über die Gegenwart eines „Terroristen“ beschwert haben.
Der Grünen-Politiker sei der Delegation am Freitag zufällig in der Hotellobby begegnet. „An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass sie nicht erfreut waren, mich zu sehen“, wird Özdemir zitiert. Das Blatt berichtete unter Berufung auf Polizeibeamte, die Türken hätten sich daraufhin beschwert, dass offensichtlich ein „Terrorist“ im Hotel untergebracht sei.
Özdemir sagte, man bekomme „einen Eindruck, welche Aggressivität von diesem Unsicherheitspersonal wohl in der Türkei ausgeht, wenn sie sich bei uns schon so aufführen“. In Deutschland habe ein solches Auftreten nichts verloren.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu wies die Vorwürfe Özdemirs gegen seine Delegation zurück. „Sie sind nicht wahr, sie sind erfunden“, sagte er am Sonntag vor Journalisten. „Er (Özdemir) lügt.“ Cavusoglu warf dem früheren Grünen-Chef vor, sich damit wichtig tun zu wollen. „Das ist unerhört“, sagte er. „Er verliert Einfluss und wird sogar in seiner eigenen Partei diskriminiert. Ich glaube, er will wieder populär, oder zumindest sichtbarer werden.“ Das sei eine „billige Taktik“. Cavusoglu spielte darauf an, dass Özdemir viele Jahre Parteichef war und nach seinem Rückzug aus diesem Amt auch in der Bundestagsfraktion keine Führungsfunktion mehr bekommen hat.
Die US-Justiz hatte vergangenes Jahr gegen Leibwächter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Haftbefehle erlassen. Zwölf türkischen Sicherheitskräften wurde vorgeworfen, bei Erdogans Besuch Mitte Mai in Washington gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen zu sein. Anschließend hatte die Bundesregierung die Erwartung geäußert, dass die Beschuldigten nicht zum G20-Gipfel in Hamburg im vergangenen Juli kommen.
In der Vergangenheit hatte Özdemir wiederholt scharfe Kritik an Erdogan geäußert und etwa betont, mit diesem könne es keine EU-Mitgliedschaft der Türkei geben. Die Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel in der Türkei vor einem Jahr hatte in den Beziehungen zwischen beiden Ländern für einen Tiefpunkt gesorgt. Am Freitag war Yücel freigekommen und nach Deutschland zurückgekehrt. Derzeit hält er sich jedoch im Ausland auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen