Uwe Rada freut sich auf eine neue Partei: Der Klub der polnischen Demokraten
Alleine schon der Ort der Pressekonferenz war ein politisches Statement. Nicht in der Partylocation des Clubs der polnischen Versager wurde die neue Polnische Partei Deutschlands (PPD) vorgestellt, sondern in den aufgeräumten Räumen der Deutschen Gesellschaft nahe des Potsdamer Platzes. Eine polnische Partei inmitten der deutschen Gesellschaft. Klingt nach großem Ernst in schweren Zeiten.
Und tatsächlich verbirgt sich hinter der neuen Partei beileibe kein Spaßprojekt, wie man es von den Künstlern des 2001 gegründeten Clubs der polnischen Versager erwarten könnte. „Für uns ist das ein Bildungsprojekt“, betont Adam Gusowski ganz ohne den Spott, der ihm sonst ins Gesicht geschrieben steht. Nur einmal entfährt es ihm: „Und nächstes Jahr stellen wir den ersten polnischen Kanzler.“
Ein Bildungsprojekt also, finanziell gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung, hervorgegangen aus einem Ideenwettbewerb, bei dem die polnischen Versager mit ihrer Parteiidee vorstellig geworden waren. Man darf gespannt sein auf die Reaktionen aus Polen.
Neurtralität ist nicht mehr möglich
„Die Veränderungen in Polen spüren wir auch in Berlin sehr deutlich“, erklärt Gusowski zur Motivation und erinnert daran, dass man sich als kulturelle Institution lange Zeit aus der Politik herausgehalten hat. Das aber sei nun nicht mehr möglich. „Unsere Sorge um die Demokratie ist ernst“, sagt Gusowski und nennt sowohl die polnische PiS-Partei als auch die deutsche AfD.
Auf Stammtischtreffen jede Woche am Montag, bei Expertendiskussionen und mit Satireshows sollen nun politisch Interessierte für die Parteiarbeit gewonnen werden. „Wir sind ein kulturelles Zuhause für Menschen unterschiedlicher Herkunft“, betont die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Brygida Helbig-Mischewski, hinter der eine Europa- und eine Deutschlandfahne stehen. Und auch sie klingt besorgt. „Der Club der polnischen Versager war bisher für seine satirischen Aktivitäten bekannt“, sagt sie. „Jetzt ist die Lage aber ernster als zuvor.“ Viele Polen in Deutschland suchten nach einer politischen Heimat, wo sie sich für Europa und gegen die Spaltung einsetzen könnten.
Ob aus dem Bildungsprojekt für Polen und Nichtpolen am Ende eine richtige Parteigründung folgt, lassen Gusowski und Helbig-Mischewski offen. „Das ist nicht ausgeschlossen“, sagt Gusowski. Aber erst einmal wolle man mit der Arbeit beginnen.
Und mit dem Feiern: Die Gründungsparty findet am heutigen Freitag ab 20 Uhr im Club der polnischen Versager in der Ackerstraße 168 statt. Da darf dann auch wieder gelacht werden.
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