Sipri-Bericht zur Rüstungsindustrie: Deutsche Waffenindustrie sahnt ab
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri legt seinen Jahresbericht vor. Weltweit steigern die Rüstungskonzerne wieder ihre Umsätze.
Die Zahlen stammen aus dem diesjährigen Bericht über die „Top 100 Rüstungskonzerne“, die das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag veröffentlicht. Sipri konstatiert, dass es nach fünf Jahren stagnierender und fallender Verkaufszahlen weltweit wieder bergauf geht für die Branche: Mit plus 1,9 Prozent auf 374,8 Milliarden Dollar. Seit 2002 hat das Institut – inflationsbereinigt und ohne China, das aufgrund ungenügender Fakten ausgeklammert wurde – eine Steigerung um 38 Prozent errechnet.
Der Westen hat mit einem Anteil von 82,4 Prozent die Nase vorne. Die US-Konzerne stehen mit 57,9 Prozent und 217 Milliarden Dollar für weit mehr als die Hälfte aller Verkäufe. Allein auf die beiden größten Rüstungskonzerne, Lockheed-Martin und Boeing, entfällt davon mit 70 Milliarden rund ein Drittel. Die zehn größten russischen Waffenfirmen bringen es zusammen auf 26,6 Milliarden Dollar.
Mit 91,6 Milliarden Dollar kommen die westeuropäischen Konzerne auf etwa die gleichen Umsätze wie vor einem Jahr. Frankreich und Italien liegen im Minus, neben Deutschland auch Großbritannien im Plus. Der Brexit scheine keine negativen Auswirkungen auf die Geschäfte der britischen Rüstungsindustrie zu haben, kommentiert der Sipri-Forscher Pieter Wezeman. In der deutschen Bilanz hätten vor allem die guten Geschäfte von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall – jeweils rund 13 Prozent Umsatzsteigerung – zu Buche geschlagen. Wezeman: „Beide Firmen haben von der steigenden Waffennachfrage in Europa, dem Mittleren Osten und Südostasien profitiert.“
Spannungen gut für Südkorea
Die in Südostasien wachsenden Spannungen haben auch den Rüstungsproduzenten in Südkorea zu einem Umsatzplus von über 20 Prozent verholfen. „Anhaltende und steigende Bedrohungswahrnehmungen treiben Südkoreas Akquisitionen vonMilitärausrüstung nach oben, wobei sich das Land zur Waffenversorgung zunehmend der eigenen Industrie bedient“, sagt der Sipri-Rüstungsanalytiker Siemon Wezeman.
Die Aussichten? Hat sich die Zuwachsrate in Russland wesentlich verlangsamt, wofür Wezeman hauptsächlich die „2016 wirtschaftlichen Probleme Russlands“ verantwortlich macht, können die Rüstungskonzerne in Westeuropa und den USA mit weiteren Boomjahren rechnen.
In den kommenden Jahren würden die Einkäufe von Militärmaterial um 25 Prozent wachsen, schätzt Håkan Buskhe, Chef des schwedischen Waffenkonzerns Saab AB. Angetrieben werde diese Entwicklung vor allem von der Zielsetzung der Nato-Mitglieder bis spätestens 2024 zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsaufgaben ausgeben zu wollen.
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