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„Antisemitische Hassparolen gehen gar nicht, sagt unsere Autorin. Die Pauschalkritik der Medien an den arabischstämmigen BerlinerInnen jedoch auch nicht.“
Es gibt noch einen dritten Standpunkt, der noch fehlt.
Viele neuen Rechten und richtigen Nazis geben sich für Freunde des Israels aus, nur um Hetze gegen Flüchtlinge aus Palästina zu betreiben. Dabei werden Lügen, Beleidigungen, falsche Behauptungen und Volksverhetzung betrieben. Freie Meinungsäußerung und Pressemitteilungen werden oft diffamiert. Das erinnert sehr stark an die NS Geschichte.
"....dass die Bundesregierung im September der Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken zustimmte, die auch pauschale Israelkritik als Judenhass versteht", ist halt ein Problem, da Israelkritik und Antisemitusmus gleichgesetzt wird. Das ist aber falsch, unredlich und gefährlich, da es die berechtigte Kritik und Wut der Palestinenser über den andauernden Landraub der Siedler als Rassismus diffamiert. Sind dann israelische Organisationen wie "Peace now" und "breaking the silence" antisemitisch, weil sie seit langem die Poltik der israelischen Regierung angreifen? Es besteht die Gefahr , dass Antisemitismus als Begriff für die politischen Zwecke einer rechten und rechtsextrenen Regierng Netanjahu misbraucht wird. Dass arabische Jugendliche israelische Fahnen verbrennen, zeigt vor allem ihre Frustration angesichts der israelischen Besatzungspolitik. Das gleiche geschieht mit amerikanischen Fahnen in Lateinamerika, als Protest gegen eine US-Politik, die über Jahrzehnte mittels Diktaturen Unrecht unterstützt hat. Darin antiamerikanischen Rassismus zu sehen, ist dumm. Arabischen Jugendlichen den jahrhundertealten europäischen Antisemitismus anzudichten ist fatal und lenkt von den wahren Rassisten und Antisemiten in Europa ab.
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Der Berliner Wochenkommentar I: Hass und legitime Kritik
Antisemitische Hassparolen gehen gar nicht, sagt unsere Autorin. Die Pauschalkritik der Medien an den arabischstämmigen BerlinerInnen jedoch auch nicht.
Teilnehmer einer Demonstration verbrennen am 10.12.2017 eine selbstgemalte Fahne mit einem Davidstern im Stadtteil Neukölln. Foto: Jüdisches Forum für Demokratie und Antisemitismus e.V./dpa
Auch das darf man ruhig mal deutlich sagen: Es gibt eine Menge Arschlöcher in Neukölln. Es gibt Menschen, die Menschen mit Migrationshintergrund hassen und Einwanderer, die andere Einwanderer oder die Eingeborenen verabscheuen. Es gibt Menschen, die sich eine Nazidiktatur wünschen und deshalb Gedenksteine stehlen, die an Opfer der Nazidiktatur erinnern, oder Autos der Gegner ihrer rechtsradikalen Ideologie anzünden. Es gibt Menschen, denen es beim besten Willen nicht gelingen mag, Tätern aus diesem rechtsradikalen Milieu auf die Spur zu kommen. Es gibt Männer mit Migrationshintergrund, die Frauen mit Migrationshintergrund U-Bahn-Treppen hinuntertreten. Es gibt Menschen, die junge Männer nichtdeutscher Herkunft auf offener Straße erschießen oder ungestraft erstechen. Es gibt Antisemiten und Israelhasser. Aber es gibt auch viele, die sich gegen all das einsetzen und engagieren.
Moment: Soll hier etwa relativiert werden? Ja! Wobei eins klar ist: antisemitische, israelfeindliche Hassparolen oder das Verbrennen von Fahnen anderer Staaten auf Demos wie zuletzt gehen gar nicht. Das kann nicht geduldet werden. Aber: Solcher „widerwärtiger Antisemitismus“, wie manche Zeitungen schrieben, ist zwar in manchen gesellschaftlichen Gruppen erkennbar stärker als in anderen verbreitet, doch er zeichnet ebenso wenig wie „die Deutschen“ die palästinensisch- oder gar arabischstämmigen BerlinerInnen als Ganze aus. Auch auf den Demonstrationen arabischstämmiger Berliner gegen den Beschluss von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, forderten Veranstalter und TeilnehmerInnen den Verzicht auf solche Aktionen.
Solche Zuschreibungen zu benutzen, um ganze Gruppen, die durch Religion, ethnische oder sprachliche Herkunft verbunden sind, zu dämonisieren, dient nur dem Zweck, auch ihrer möglicherweise berechtigten Kritik, ihren politischen Argumenten gar nicht erst zuhören zu müssen.
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Alke Wierth
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